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Zückerrübenernte im deutschen Appeldorn

Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
Es naht die Zeit, in der in Ostösterreich die Dorfstraßen eng werden, weil die Rübenbauern zur "Rübenkampagne" ausrücken. "Am fünften oder sechsten Oktober werden wir losfahren", sagt Johann Marihart, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Zucker- und Stärkekonzerns Agrana, des Betreibers der letzten drei verbliebenen Zuckerfabriken in Österreich in Hohenau, Leopoldsdorf und Tulln. Die letzten drei Monate des Jahres sind für die europäische Zuckerwirtschaft, die ihr Produkt aus der Rübe presst, die arbeitsintensivsten des Jahres.

Mariharts Prognosen belaufen sich auf 415.000 bis 420.000 Tonnen Zucker, die aus den 2,6 Millionen Tonnen Rüben geholt werden können. "Es sind weniger Rüben als im Vorjahr, aber ein um acht bis zehn Prozent höherer Zuckergehalt" – ein Ergebnis des trockenen, heißen Sommers. Im Vorjahr ergab die Kampagne 455.000 Tonnen Zucker.

Fest in Agrana-Hand

Der Inlandsverbrauch liegt bei etwa 330.000 Tonnen. Die Agrana ist mit ihren Fabriken für die komplette heimische Zuckerproduktion verantwortlich. Zum Konzern gehören in Osteuropa neun weitere Standorte. Die Agrana ist zu 43,2 Prozent im Eigentum des deutschen Zuckerriesens Südzucker; ein ebenso großer Anteil gehört einem Verbund aus der Raiffeisen-Gruppe und Rübenbauern. Der Rest ging über die Wiener Börse in den Streubesitz.

Ein großer Teil des heimischen Zuckerüberschusses wird exportiert – allerdings schon im weiterverarbeiteten Zustand, etwa als Energydrinks, Kräuterlimonaden, Fruchtsäfte oder Haselnussschnitten. Werden die Waren über die Unionsgrenzen verschickt, bekommen die Verarbeiter von den EU so genannte "Exporterstattungen" ausbezahlt. Diese sollen kompensieren, dass die Exporteure für ihre Waren die teuren EU-Agrarprodukte einkaufen und nicht auf den Weltmarkt ausweichen.

42,5 Millionen Subventionen

In der jüngsten Auszahlungsperiode (Oktober 2002 bis August 2003) wurden 42,5 Millionen derartiger Subventionen verteilt. Davon fielen 25 Millionen auf Rohzucker und Zuckerprodukte. Dies ist aus dem Erstattungszollamt in Salzburg zu erfahren, das für die Abwicklung dieses Förderregimes verantwortlich ist.

Ein Limonaden- oder Energydrinkhersteller bekomme so circa zehn Prozent vom Zuckerpreis wieder zurückerstattet, heißt es in der Branche. Zucker ist bei "herkömmlicher" Limonade für circa 90 Prozent der Materialkosten verantwortlich. Bei Spezialgetränken wie Red Bull ist der Anteil wegen teilweise teurerer Ingredienzien niedriger. (Leo Szemeliker, DER STANDARD Printausgabe, 24.9.2003)