Bagdad/Washington - Vier Tage nach dem Mordanschlag auf die irakische Politikerin Akila el Hashimi hat sich ihr Zustand offenbar dramatisch verschlechtert. Ärzte im Bagdader US-Militärkrankenhaus seien mit aller Kraft um das Leben des Verwaltungsratsmitglieds bemüht, sagte der Ratssprecher Entifadh Kanbar am Mittwoch. Bei einem neuen Bombenanschlag in Bagdad wurden ein Iraker getötet und 18 verletzt. Unterdessen legten die USA erstmals einen konkreten Zeitplan für die Entwicklung im Nachkriegsirak vor.

Der wirtschaftliche und politische Wiederaufbau soll laut dem Plan, der der Nachrichtenagentur AP vorlag, in drei Phasen vollzogen werden. Erste Schritte für eine Verfassung und die Ausbildung irakischer Streitkräfte sind bereits ab Oktober vorgesehen, andere Maßnahmen dagegen sind noch sehr vage formuliert und sollen frühestens ab Februar kommenden Jahres beginnen.

Berufsausbildungen

Ab Oktober ist dem Papier zufolge die Wiederaufnahme von Berufsausbildungen für Iraker vorgesehen, ebenfalls ab kommendem Monat soll die Kapazität von Elektrizitätsunternehmen bereits wieder 4.000 Megawatt betragen. Eine Steigerung um weitere 1.000 Megawatt - mehr als vor dem Sturz Saddam Husseins - ist für Jänner geplant. Die Kontrolle über Polizei, Häfen und das Eisenbahnsystem soll laut dem US-Plan dagegen nicht vor Februar an die Iraker zurückgegeben werden.

Bei dem jüngsten Anschlag im Bagdader Wohn- und Geschäftsviertel Kasimiyah explodierte ein selbst gebastelter Sprengsatz nach Angaben der Polizei, als ein US-Konvoi die Stelle passierte. Die amerikanischen Fahrzeuge seien nicht betroffen gewesen, aber zwei irakische Busse seien zerstört worden. Fünf der Verletzten befanden sich nach Krankenhausangaben in kritischem Zustand.

Tote, Razzien, Übergriffe

In der Region Tikrit im Norden des Landes erschossen US-Soldaten am Mittwoch vier militante Iraker, wie die amerikanischen Streitkräfte berichteten. Bei einem irakischen Überfall auf eine Ölstation südlich von Tikrit sei ein Angreifer getötet worden, bei einem weiteren Zwischenfall hätten die Soldaten drei Iraker erschossen, die mit Granaten und Feuerwaffen in einem Hinterhalt gewartet hätten. Bei einer Razzia nahe Saddam Husseins Geburtsort Udscha stellten die US-Truppen rund 1.000 Schuss Munition sicher.

Westlich von Bagdad hielten amerikanische Truppen am Dienstag einen Journalisten der Nachrichtenagentur AP mehrere Stunden fest. Die Soldaten zwangen den Fotografen Karim Kadim und seinen Fahrer Mohammed Abbas, mehrere Stunden bei hoher Temperatur mit gefesselten Händen in der Sonne zu stehen. Die US-Streitkräfte entschuldigten sich später.

Laut einer neuen Umfrage sind die meisten Einwohner von Bagdad froh über den Sturz von Saddam Hussein. In einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Gallup-Instituts äußerten 67 Prozent der 1.178 Befragten außerdem die Ansicht, dass es den Irakern in fünf Jahren besser gehen werde als vor der Militäraktion. 47 Prozent gaben allerdings zu bedenken, dass die Wirtschaftslage zurzeit schlechter sei als vor dem Krieg. 33 Prozent stimmten dieser Auffassung nicht zu. Eine klare Mehrheit von 62 Prozent war jedoch der Meinung, dass der Sturz des alten Regimes es wert war, gegenwärtig Verschlechterungen hinnehmen zu müssen. (APA/AP)