Die einzige potentielle Oppositionspartei, die von moderaten Hutus dominierte Demokratisch-Republikanische Bewegung (MDR), war im Frühjahr verboten worden. Der Partei war nach neun Jahren Mitregierung in der seit dem Ende des Genozids von 1994 währenden Transitionsphase vorgeworfen worden, "divisionistisches" und daher genozidäres Gedankengut zu verbreiten. Die Nachfolgepartei der MDR, die Allianz für Demokratie, Gerechtigkeit und Fortschritt (Adep-Mizero) war mit der Begründung, ihre Statuten würden Ausländer als Mitglieder zulassen, als verfassungswidrig erklärt worden.
Ruhige Veranstaltungen
Neben den direkten Wahlen, bei denen 53 Abgeordnetensitze zu vergeben sind, werden am Montag und Donnerstag bei indirekten Wahlen weitere 27 Abgeordnete von Interessengruppen - Frauen, Jugendliche und Behinderte - gewählt. 26 Senatoren werden schließlich teils von der lokalen Verwaltung gewählt, und teils vom Präsidenten ernannt.
Die Wahlveranstaltungen verlaufen ruhig und haben im Vergleich zu den Veranstaltungen anlässlich der Präsidentsschaftswahl geringen Zulauf. Im Stadion von Gisenyi, der drittgrößten Stadt des Landes, haben sich gerade ca. 3000 Menschen eingefunden, um der Erläuterung des Wahlprogramms der FPR, "Einheit, Demokratie und Entwicklung", zu lauschen. Rot-weiß-blaue FPR-Fähnchen werden hochgehalten, das Lied "Tumutore Kagame", "Wählt Kagame", die absolute Nummer Eins in Ruanda, wird gespielt.
Furcht in der Bevölkerung
Die Wahlveranstalter der anderen Parteien können dennoch von einem solchen Zulauf nur träumen. In der Provinz von Ruhengeri haben sich gerade drei Dutzend Personen bei einer Veranstaltung der PSD versammelt. Die Menschen scheinen sich zu fürchten, öffentlich ihre Sympathie für eine andere Partei als für die, alle Schlüsselpositionen bekleidende FPR zu demonstrieren. "Fürchtet euch nicht, zu unserer Veranstaltung zu kommen," verkünden die Wahlhelfer der PSD durch Lautsprecher und versprechen der Bevölkerung , falls die Partei gewählt wird, Gerechtigkeit, gegenseitige Unterstützung und Entwicklung. Den anderen Parteien geht es nicht besser. Die PPC klagt, dass einige ihrer Wahlveranstaltungen ohne Gründe von Provinzvorstehenden gänzlich verboten worden waren.