Wien - Österreichs Säuglinge und Kleinkinder sollten laut dem Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates generell gegen Pneumokokken-Infektionen geimpft werden. Doch das Gesundheitsministerium hat bisher die generelle Aufnahme in das kostenlose Kinder-Impfprogramm verweigert. Ähnlich potenziell lebensgefährlich sind die Pneumokokken vor allem für ältere Menschen. Hier gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Impfaktion ab 1. Oktober, die vom Vakzin-Hersteller sowie Ärzte- und Apothekerkammer getragen wird.

Pneumokokken sind Bakterien, die vor allem für Säuglinge und ältere Menschen gefährlich sind: Jährlich erkranken in Österreich zwischen 8.000 und 20.000 Personen. Altersabhängig liegt die Sterblichkeit zwischen acht und 44 Prozent. "Man schätzt, dass in Österreich durchschnittlich etwa 1.800 vorwiegend ältere Menschen an der durch Pneumokokken verursachten Lungenentzündung sterben", erklärte Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch von der Abteilung für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität Wien am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Während die Pneumokokken bei Säuglingen vor allem wegen invasiver Infektionen samt Sepsis und Gehinhautentzündungen hoch gefährlich sind, killen die Krankheitserreger Menschen im höheren Alter vor allem durch Lungenentzündungen. Schwere Infektionen stellen sich bei Senioren besonders häufig in der Folge einer Schwächung des Immunsystems ein, beispielsweise nach einer Influenza.

Dr. Jörg Pruckner, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer: "Lungenentzündungen und die Pneumokokken spielen hier eine entscheidende Rolle. Egal, wo alte Menschen gepflegt werden, wir brauchen unbedingt den Schutz des Einzelnen und seine Umgebung. Wir können mit der Impfung viele Todesfälle vermeiden."

Hier gibt es seit längerem einen Pneumokokken-Impfstoff für alle Personen ab dem zweiten Lebensjahr, der gegen 95 Prozent der gefährlichen Pneumokokken-Stämme schützt. Zwei bis drei Wochen nach der Immunisierung tritt die Wirkung ein. Alle fünf Jahre sollte neuerlich geimpft werden.

Die Aktion beginnt am 1. Oktober und geht bis Ende des Jahres. Das Vakzin kostet in dieser Zeit laut Dr. Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, 24,05 Euro. Das von der Ärztekammer empfohlene Impfhonorar beträgt zehn Euro.

Kollaritsch: "Sars hat eine ungeheure Medien-Aufmerksamkeit erregt. Die Pneumokokken tun das überhaupt nicht. Genau umgekehrt sollte es sein. Bei Sars gab es 8.437 Erkrankungen und 813 Todesfälle. Die Häufigkeit der FSME in Österreich vor Einführung der Impfung war vergleichsweise 160 Mal höher. Da sind die Pneumokokken vergleichsweise ein sehr ernstes Problem, über das man aber nur wenig redet."

Deshalb - so die Experten - sollten sich die Österreicher am besten gemeinsam mit der Influenza-Impfung auch gegen Pneumokokken schützen lassen. Einzelne Krankenkassen (vor allem "kleine" Kassen) gewähren Versicherten über 60 einen Zuschuss zwischen sieben und 7,27 Euro für die Impfung. (APA)