Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/NHM/Reichmann
Washington/Bordeaux - Die Neandertaler sind aus dem Norden Europas nicht von deutlich überlegenen menschlichen Jägern vertrieben worden. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie von Jagdüberresten gekommen. Donald Grayson von der University of Washington und Francoise Delpech von der Université Bordeaux haben mehr als 7.200 fossile Überreste getöteter Tiere aus einer Höhle im Südwesten Frankreichs untersucht. Mit der im Journal of Archeological Science veröffentlichten Studie stellen die Forscher gängige Theorien in Frage, wonach die Neandertaler ausstarben, weil sie die weniger geschickten Jäger waren.

Grayson und Delpech fanden bei der von beiden Gruppen gejagten und geschlachteten Beute keine Unterschiede. Neandertaler und Cro-Magnons jagten eine Vielzahl von behuften Arten wie Rentiere, Rehwild und Pferde. In beiden Fällen wurde das Verhältnis zwischen den erlegten Arten von klimatischen Veränderungen bestimmt. Laut Grayson deuten die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass die Cro-Magnon in der Beschaffung von Nahrung nicht überlegen waren. "Wir konnten keine Unterschiede in der Ernährung, den gejagten Tieren und der Art, wie in dieser Periode gejagt wurde feststellen."

Die Neandertaler bewohnten den Süden Frankreichs rund 65.000 bis 35.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Sie verschwanden aus dieser Region in etwa zu jenem Zeitpunkt, als die ersten anatomisch gesehen modernen Menschen, die Cro-Magnon, auftauchten. Warum die Neandertaler genau ausstarben, ist noch immer ein Rätsel. Die Vorstellung, dass die frühen Menschen viel intelligenter, geschickter und sozial differenzierter waren, wird immer wieder von neuen Forschungsergebnissen relativiert. (pte)