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27 israelische Kampfpiloten weigern sich, bestimmte Kampfeinsätze zu fliegen. Nun droht ihnen die Entlassung aus dem Heer

Foto: REUTERS/TSAFRIR ABAYOV
Expräsident Eser Weizman, selbst ein früherer Kommandant der Luftwaffe, warf den 27 Verweigerern "Scheinheiligkeit" vor und empfahl ihnen, "den Schwanz einzuziehen und zu verschwinden" - "sie haben wohl vergessen, dass sie keiner Versicherungsgesellschaft beigetreten sind", als sie sich zum Pilotenkurs meldeten. Ministerpräsident Ariel Sharon sprach von einem schweren Vorfall und kündigte eine "schnelle Antwort" an.

"Der Aufstand der Piloten", wie eine israelische Tageszeitung titelte, war schon einige Wochen lang diskret vorbereitet worden. Mittwochabend gingen die 27 Offiziere mit einem Brief an die Öffentlichkeit - "Wir, die wir erzogen wurden, den Staat Israel zu lieben, weigern uns, an Angriffen der Luftwaffe in zivilen Bevölkerungszentren teilzunehmen", heißt es darin. Die Besetzung palästinensischer Gebiete sei schädlich für Israels Moral und Sicherheit.

Schon vor Jahren war eine kleine Bewegung von Soldaten entstanden, die den Dienst im Palästinensergebiet verweigert. Im Jänner 2002 waren 22 Offiziere des israelischen Heeres mit ihrer Weigerung an die Öffentlichkeit getreten, in den Autonomiegebieten Dienst zu leisten.

Die Elite

Doch wenn jetzt Kampfpiloten, die als die absolute Elite der Nation gelten, "rebellieren", ist die Signalwirkung größer. Bei den "gezielten Tötungen" von Führern terroristischer Gruppen war die Luftwaffe zuletzt das Hauptinstrument gewesen. Ständig wird in Israel darüber diskutiert, ob dieses Mittel gerechtfertigt ist, weil oft auch unbeteiligte Zivilpersonen getötet werden.

Von den 27 Unterzeichnern können allerdings 18 nicht wirklich den Befehl verweigern, weil sie gar nicht mehr aktiv sind und zum Teil schon in einem vorgerückten Alter stehen, von den neun anderen pilotiert nur einer ein F-16-Kampfflugzeug und ein anderer einen Apache-Hubschrauber, wie sie bei den "gezielten Tötungen" eingesetzt werden. "Es sind nur 27 unter Tausenden", betonte Luftwaffenchef General Dan Chalutz, es sei prinzipiell unzulässig, die Pilotenuniform dazu zu benützen, politische Anliegen zu vertreten. "Wir befinden uns im Krieg gegen den Terror, wir können uns die Kampfart nicht aussuchen - wir haben keine Absicht, Zivilisten etwas anzutun, wir sind die moralischeste Armee, die ich kenne." Prozesse und Gefängnisstrafen sind nicht zu erwarten, in der Vergangenheit hat die Armee politisch motivierte Verweigerer oft still und leise versetzt oder entlassen. (DER STANDARD, Printausgabe 26.9.2003)