Seoul - Der südkoreanische Geheimdienst hält einen deutschen Wissenschaftler unter Spionageverdacht in Seoul fest. Er sei die seit drei Tagen andauernde Befragung, die keine rechtliche Grundlage habe, "sehr leid", sagte der in Südkorea geborene Soziologieprofessor Song Doo Yul am Donnerstag vor Journalisten. Dennoch tue er sein Bestes, gebe Auskunft über seine Vergangenheit und sei zuversichtlich, dass nach der erneuten Befragung "alles geklärt" sei.

Guter Wille ausgenutzt

Songs Anwalt Kim Hyung Tae warf den Behörden vor, den guten Willen des in Deutschland eingebürgerten Wissenschaftlers auszunutzen, nachdem dieser sich den südkoreanischen Behörden freiwillig gestellt habe. Der für eine zweitägige Befragung ausgestellte Haftbefehl für den 59-Jährigen sei abgelaufen, betonte er.

Song war am Montag nach 37-jährigem Exil in seine Heimat zurückgekehrt. Der in Münster lehrende Wissenschaftler hatte seine Heimat 1967 verlassen und war zum Studieren nach Deutschland gegangen. Dort wurde er zu einer Schlüsselfigur unter südkoreanischen Regimegegnern und stand seit den 70er Jahren auf der Fahndungsliste in Seoul. Südkorea wirft ihm vor, früher für das kommunistische Nachbarland Nordkorea spioniert zu haben. Ein südkoreanisches Gericht befand die Anschuldigung im vergangenen Jahr aus Mangel an Beweisen für unbegründet. (APA)