Das Thema Pflegemissstände in Wien stand am Donnerstag auch im Mittelpunkt der Fragestunde im ersten "regulären" Gemeinderat nach der Sommerpause. Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (S) kündigte dabei erneut an, mittels Werbekampagne den Personalmangel im Bereich der Pflegeberufe beheben zu wollen. Bestrebungen gebe es auch, verstärkt junge Ärzte in den Pflegedienst aufzunehmen, sagte Pittermann. Dass nicht das volle Zivildienst-Kontingent ausgeschöpft wird, hat für sie nichts mit den aktuellen Problemen zu tun.

Von der Wiener FPÖ wurde zuletzt kritisiert, dass von den 700 Zivildienern, die Wien für Spitäler und Pflegeheime zustehen würden, lediglich 277 angefordert worden seien. Im Pflegebereich gebe es aber einen besonders hohen Berufsschutz, erläuterte Pittermann. Es mache daher nur Sinn, Zivildiener mit entsprechender Ausbildung aufzunehmen. Ansonsten könnten diese nämlich nur als Abteilungsgehilfen eingesetzt werden, was für die diplomierten Krankenpfleger keine Entlastungen bedeute, so die Stadträtin.

Werbeaktivitäten für Pflegeberufe

Grundsätzlich werde man die Werbeaktivitäten für Pflegeberufe verstärken, kündigte Pittermann an. Einen Schwerpunkt werde man natürlich auf die geriatrische Pflege legen. Personal des Krankenanstaltenverbundes, das sich "aufschulen" lasse, müsste sich künftig verpflichten, drei Jahre im geriatrischen Bereich tätig zu sein. Außerdem wolle man junge Ärzte, die keine Anstellung bekommen, verstärkt in diesem Bereich einsetzen.

Nötig sei aber auch der verstärkte Einsatz von ausländischen Arbeitskräften im Pflegebereich, meinte Pittermann. Es gebe zwar die Möglichkeit, die im Ausland erworbenen Kenntnisse in Österreich anrechnen zu lassen, eine Arbeitserlaubnis bekämen viele dann aber nicht. Hier sei die Beschäftigungsquote, die vom Bund festgesetzt wird, zu restriktiv, kritisierte sie.

"Sozialabbau in Wien" Thema der aktuellen Stunde

Bei der Frage der Grünen Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz nach der Verantwortung der KAV-Direktion verlas Pittermann die entsprechende Passage aus den Statuten des Krankenanstaltenverbundes.

Den angeblichen "Sozialabbau in Wien" machten die Grünen dann zum Thema der Aktuellen Stunde. Sie kritisieren, dass alljährlich rund 3.000 Menschen aus Gemeindewohnungen delogiert - also zwangsweise ausquartiert - würden. Betroffen seien unter anderem 600 bis 800 Kinder. Die SPÖ wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete die Wiener Delogierungsprävention als "vorbildlich". (APA)