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Die Erfolgsliste von Grossnigg liest sich wesentlich länger als jene der Flops, wenngleich sich unter letzteren auch so namhafte Unternehmen wie der Skihersteller Kneissl oder der Textilhersteller Huber befinden.

Foto: Reuters/Bader
Wien - Das Attribut Sanierer hört Erhard Grossnigg nicht gern. "Das hört sich so an, als würde es immer gut gehen müssen". Ein Arzt versuche auch, einen Patienten gesund zu machen, ohne dass dies immer von Erfolg gekrönt sei. Dennoch liest sich die Erfolgsliste von Grossnigg wesentlich länger als jene der Flops, wenngleich sich unter letzteren auch so namhafte Unternehmen wie der Skihersteller Kneissl oder der Textilhersteller Huber befinden. Staunen ruft unter Managern das Arbeitspensum hervor, das sich Grossnigg zumutet. Gleichzeitig bis zu zwei Handvoll von Firmen zu führen, scheint vielen allein aus Zeitgründen unmöglich.

Nicht jedoch für den "Firmendoktor", der sich als Geburtstagsgeschenk zu seinem 57er, den er erst vor wenigen Tagen, am 22. September, feierte, in der vergangenen Nacht die traditionsreiche Porzellanmanufaktur Augarten einverleibt hat. Er absolviert ein Arbeitspensum, das als "Achttagewoche" beschrieben wird. Bis zu zehn Vorstands- oder Geschäftsführerposten gleichzeitig, Termine bis in die Nacht, Sekretärinnen im Schichtbetrieb und Geschäftsfrühstück am Sonntag. Dazu leistete sich Grossnigg noch bis zum Sommer des Vorjahres das dem modernen Wellness-bewussten Top-Manager widersprechende Hobby des Kettenrauchens. Erst ein Herzinfarkt und eine folgende Bypassoperation ließen ihn darauf verzichten. Kaum beeinflusste dies jedoch das Arbeitspensum des Workaholics, der sich erst mit extremen Herausforderungen wohl fühlt.

Stiefelkönig, Forstinger und andere

Grossnigg, der sich ungern in den Schlagzeilen sieht, begann bereits vor zwanzig Jahren mit einem erfolgreichen Sanierungskonzept für den konkursreifen Kärntner Plattenproduzenten Funder. Es folgten in den 90er-Jahren der börsenotierte Dichtungskonzern Economos, die Kneissl-Dachstein-Gruppe, und im neuen Jahrtausend der Grazer Stiefelkönig und der Wiener Autozubehörhändler Forstinger. Im letzten Moment von der OMV weggeschnappt wurde Grossnigg heuer der Kauf der Tankstellenkette Avanti. Im Dezember 2002 waren die Aktien von Avanti bereits an die Fondsgesellschaft Value Management Services GmbH (VMS) übertragen, an der Grossnigg 40 Prozent hält, der Rest sind Bankenbeteiligungen. Im heurigen März platzte der Deal aber an der Übernahme der Bankenforderungen, da die OMV mehr geboten hatte.

Die Sanierungsaufträge erhält der "unverbesserliche Workaholic" meist vom Eigentümer oder Hauptgläubiger eines maroden Unternehmens. In wenigen Tagen prüft er dann, ob die Sanierungswürdigkeit der Firma gegeben ist. Dann legt er fest, welche Aufgabe er oder eines seiner zwölf, stets einsatzbereiten Teammitglieder übernehmen soll. In einer operativen Managementfunktion, als Kontrollor über den Aufsichtsrat oder über eine externe Beratung. Bei den Banken kann Grossnigg dabei auf einen kleinen Vertrauensvorschuss bauen, der ihm erlaubt, das Unternehmen während einer Stillhaltephase von einigen Monaten umzukrempeln. Erst vor kurzem ist Grossnigg auch beim Wiener Autohändler Tarbuk in den Vorstand eingezogen.

In einer Aufstellung von Österreichs (erfolg-)reichsten Industriekapitänen wird Grossnigg zusammen mit prominenten Aufkäufern wie Hannes Androsch, Josef Taus und Mirko Kovats genannt.(APA)