
Blassgoldener Präsident
Zum Glück können die Vorstellungen der Wiener Austria dieses Sinndefizit füllen. Denn die unzähligen Kicker und neun Trainer, die Frank Stronach mit seinem (konservative Schätzung) Kapitaleinsatz von 75 Millionen Euro in fünf Jahren dem Klub kaufte, entfesseln keinen Tanz, sondern ein Chaos. Stronach dachte wohl nicht zu Unrecht, die Logik des Kapitals werde wie sonst auch in der Wirtschaft (und seiner Autozuliefererfirma Magna) vernünftige Budget-, Personal- und Zielplanungen in einer Branche (Bundesliga) etablieren, in der nach wie vor gewirtschaftet wird wie im Mittelalter, ohne arbeits-, sozial-, urlaubs-, pensionsversicherungsrechtliche Regelung für die Arbeitnehmer, ohne Versicherungsschutz und Haftungsbegrenzung für ehrenamtliche Funktionäre, die reihenweise ihre Existenz riskieren, um Vereine am Leben zu erhalten.
"Dortmund - gewinnt für uns"
Stronach irrte, aber repräsentativ. Die Rückständigkeit der Strukturen gründet auch in der Unbeweglichkeit der Handelnden, im Fußball wie in der richtigen Wirtschaft. Misserfolg wird als Bestätigung für Gefahren der Erneuerung gewertet. Das Happel-Stadion schäumte nach dem 1:2 der Austria gegen die biederen Borussen über vor Häme gegen Stronach (Transparent im Austria-Fan-Sektor: "Dortmund - gewinnt für uns"). Magna-Kommunikator Andreas Rudas, der Austria-Vizepräsident, überlegte öffentlich, ob sich Stronach und Magna den Ausbau eines Negativ-Images um ungeheure Summen noch leisten können. Nicht dass die Magna die Austria (sofort) verlässt, so Rudas, aber die Investitionsfeindlichkeit der Branche und des Landes sei ein Problem, das neben der kaum existenten Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft (und des Fußballs) die Einschleusung frischen Kapitals doppelt erschwere. Die Folge: Der Abstand zu dynamischen Volks- und Fußballwirtschaften wächst unaufhaltsam. Auch der ehemalige Ostblock inklusive Albanien entwickelt sich im Sprinttempo an Österreich vorbei.