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Hamburg - In der deutschen "Wehrmacht" haben nach einer Studie des US-Historikers Bryan M. Rigg viele Soldaten jüdischer Abstammung gedient - mit falschen Papieren oder mit einer Sondererlaubnis Adolf Hitlers. "Das Überraschendste für mich war, dass es überhaupt Soldaten jüdischer Abstammung in der Nazi-Wehrmacht gab, und nicht nur einige, sondern schätzungsweise 150.000", sagte Rigg dem ARD-"Kulturweltspiegel", der am Sonntag (28. September) um 22.45 Uhr ausgestrahlt wird.

Am Donnerstag erschien die deutsche Ausgabe von Riggs Buch "Hitlers jüdische Soldaten". Vier Jahre recherchierte Rigg die individuellen Schicksale von über 400 ehemaligen jüdischen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges, interviewte sie oder ihre Verwandten. Er sammelte Fakten, um zu begreifen, welche Motive Deutsche jüdischer Herkunft hatten, die Uniform eines Regimes zu tragen, das ihre Familienangehörigen im KZ ermorden ließ.

"Arisierung"

"Was mich besonders schockierte, war, dass Hitler persönlich Tausende von hochrangigen Offizieren für 'deutschblütig' erklärte," sagte Rigg im "Kulturweltspiegel". Bei der Luftwaffe beispielsweise hätten es einige jüdische Soldaten sogar bis in Spitzenpositionen geschafft: So sei Generalfeldmarschall Erhard Milch, Sohn eines jüdischen Vaters, auf Betreiben Görings von Hitler "arisiert" worden. "Milchs jüdische Abstammung war allgemein bekannt. Für die jüdischen Soldaten war das eine große Hoffnung. Sie sagten: So lange ein Halbjude Generalfeldmarschall sein kann, gibt es auch für uns noch Hoffnung."

Der Historiker beschreibt die absurde Situation vieler jüdischer Soldaten, für die der Dienst in der Wehrmacht die Rettung vor der Gaskammer bedeutete. (APA/dpa)