Berck-sur-Mer - Nach einem dramatischen Fall von Sterbehilfe durch seine Mutter ist in Frankreich ein junger Schwerstkranker gestorben. Der nach einem schweren Unfall seit drei Jahren bettlägrige Vincent Humbert sei am Freitagmorgen in der Intensivstation einer Klinik in Berck-sur-Mer am Ärmelkanal gestorben, teilte die Staatsanwaltschaft Boulogne-sur-Mer mit.

Vincent Humbert konnte nach einem Autounfall weder Arme noch Beine bewegen und war zudem taubstumm. Mehrere Mediziner hätten Vincent untersucht und erklärt, es gebe keine Hoffnung auf Besserung. Seine Mutter hatte in der Öffentlichkeit mehrfach angekündigt, ihrem Sohn "den Tod zu schenken", nachdem sie ihm das Leben geschenkt habe.

Debatte über Sterbehilfe entfacht

Marie Humbert hatte ihrem Sohn am Mittwoch eine Überdosis Schlafmittel verabreicht und war deswegen zunächst in Untersuchungshaft genommen, dann aber selbst in medizinische Betreuung überstellt worden. Vincent Humbert hatte öffentlich um das "Recht zum Sterben" gebeten und sich dazu auch an Staatschef Jacques Chirac gewandt. Der Fall löste in Frankreich eine heftige Debatte über Sterbehilfe aus.

Sozialminister: Gesetz nicht beugbar

Der französische Sozialminister Francois Fillon hat zum Thema Euthanasie Änderungen am Strafrecht angeregt. Das Gesetz solle künftig auch Fälle wie in der Familie Humbert berücksichtigen, sagte Fillon am Donnerstagabend im privaten Radiosender Europe 1. Als Vater könne er sich selbst in die Lage von Marie Humbert versetzen und das Ausmaß ihres Leidens nachvollziehen, betonte Fillon. Sterbehilfe ist in Frankreich verboten. Als Mitglied der Regierung könne er naturgemäß nicht dafür eintreten, das Gesetz zu beugen, fügte der Sozialminister hinzu. Nun sei aber eine Debatte über die Rechtslage erforderlich. (APA/AFP/red)