Magdeburg/Wien - 26.500 verdächtige Internetuser in 166 Staaten stehen am Ende der bisher weltgrößten Operation gegen Kinderpornoringe, die diese Woche durchgeführt wurde. Auch zwei Österreicher sind durch die von Deutschland aus koordinierte Aktion aufgeflogen.

Auslöser für die Operation "Marcy" war bereits im Mai 2002 die Anzeige des "Verbandes der deutschen Internetwirtschaft". Ein Mann aus Magdeburg (Sachsen-Anhalt) hatte einen abgeschlossenen Chatroom gegründet, in dem Kinderpornos verbreitet wurden. Bei einer Hausdurchsuchung im Juli 2002 beschlagnahmte die deutsche Polizei den Computer des Verdächtigen und fand rund 1000 E-Mail-Adressen von mutmaßlichen Tauschpartnern.

Per Gerichtsbeschluss wurde ein Internetprovider verpflichtet, Informationen über den Datenverkehr zwischen den einzelnen Tauschzirkeln zu protokollieren. Gut 38.000 Mail-Adressen kamen so zusammen, in fast einjähriger Kleinarbeit verfolgten die Ermittler die elektronischen Spuren rund um den Globus.

In dieser Woche erfolgten die Zugriffe, auch in Österreich gab es mehrere Hausdurchsuchungen, wie Gerald Hesztera vom heimischen Bundeskriminalamt (BK), bestätigt. In zwei Fällen erhärtete sich der Verdacht, bei einem Wiener und einem Steirer waren "die Festplatten voll mit einschlägigem Material". Die beiden Männer waren bisher nicht auffällig geworden.

In Deutschland ist dies anders: Von den 530 Verdächtigen sollen viele einschlägig polizeibekannt und teilweise hochgradig pädophil sein, wie das Landeskriminalamt von Sachsen-Anhalt am Freitag bei einer Pressekonferenz mitteilte. Die Verdächtigen kommen aus allen Schichten, auch Lehrer und Polizisten sind betroffen.

Die Justiz will nun prüfen, ob gegen die Täter wegen "bandenmäßiger Verbreitung von Kinderpornografie" vor- gegangen werden kann. Der Strafrahmen hierfür liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft. (moe/DERSTANDARD, Printausgabe, 27./28.9.2003)