Wien - Die Warnung von Rektorenchef Georg Winckler vor künftigen Engpässen durch den freien Hochschulzugang, der theoretisch auch EU-Bürgern zustehen könnte, stoßen beim Verband Sozialistischer StudentInnen auf Kritik: „Egal, ob Numerus clausus oder Knockout-Prüfungen, wir lehnen jegliche Art von Zugangsbeschränkungen strikt ab. Den Studierenden dürfen in der gesamten Studienzeit keine Hürden in den Weg gelegt werden. Die Einführung eines schleichenden 'Numerus clausus' oder Knockout-Prüfungen in großen Studienrichtungen wären eine bildungspolitische Bankrotterklärung“, sagt VSStÖ-Bundesvorsitzende Andrea Brunner.
Österreich hinkt laut OECD-Studie in der AkademikerInnenquote hinterher. "Österreich hat zuwenig StudienanfängerInnen, und die Rektoren denken laut über Zugangsbeschränkungen an den Universitäten nach. Das passt nicht zusammen und entbehrt jeglicher Vernunft", kritisiert Brunner.
Debatte wird kommen
Winckler erwartete für die Zukunft eine Debatte über den freien Hochschulzugang aufgrund eines zu erwartenden Urteils des Europäischen Gerichtshofes. Bisher hat Österreich die Meinung vertreten, dass hierzulande nur jene EU-Bürger studieren dürfen, die auch in ihrem Heimatland einen Studienplatz hätten. Das könnte aber mit dem Grundsatz der gleichen Rechte für EU-Bürger kollidieren, machte Winckler aufmerksam: "Warum soll künftig nicht
jemand aus Bratislava in Wien studieren, das ist ein EU-Bürger und
kann die gleichen Rechte wie ein Österreicher verlangen."
Die EU-Kommission hat in dieser Frage bereits ein
Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet und Österreich am 1. April
vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt, Winckler konnte sich gut vorstellen, dass mit dem Beitritt der neuen EU-Länder eine Reihe solcher Verfahren auf Österreich zukomme.
Winckler gegen Numerus Clausus, aber für Hürden
Er selbst sei der Ansicht, dass die Universitäten
"grundsätzlich leicht erreichbar sein sollten", es also keine großen
Hürden wie etwa einen Numerus Clausus beim Zugang geben sollte. "Das
darf aber nicht während des gesamten Studiums gelten", so Winckler.
Er könne sich vorstellen, dass es am Beginn der Uni den freien
Hochschulzugang gibt, im Laufe des Studiums aber - und über das Wann
könne man diskutieren - die Frage der Begabung und der Kapazität
gestellt werde. De facto gebe es das bereits jetzt, etwa bei den
neuen Medizin-Studien, wo nach dem ersten Semester das Bestehen einer
Prüfung über das Weiterkommen entscheidet und nur eine limitierte
Platzzahl vorhanden ist. (APA)