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Bereits jeder achte Klient, der eine Schuldnerberatung aufsucht, ist unter 25 Jahre alt

(Im Bild der Berliner Aktionskünstler Peter Kees, der eine Rechnung über 89523 Euro an Bundeskanzler Gerhard Schröder schickt)

Foto: APA/dpa/Michael Hanschke
Wien/Bozen - Immer mehr junge Menschen geraten in Österreich in die Schuldenfalle. Schon jeder achte Klient einer Schuldnerberatungsstelle sei unter 25 Jahre, sagte SPÖ-Konsumentenschutzsprecher Johann Maier am Freitag im Rahmen der Internationalen Fachtagung "Märkte, Mächte und VerbraucherInnen" in Bozen laut einer Pressemitteilung. Gerade junge Menschen könnten oft nicht abschätzen, welche finanziellen Fallen hinter Statussymbolen wie Markenkleidung, Auto und technische Geräte lauern. Darüber hinaus sei die Bereitschaft der Banken zur Kreditgewährung an die Jungen zu groß.

Laut Maier gibt es derzeit rund 900.000 Österreicher, die in der Schuldenfalle stecken bzw. zahlungsunfähig sind. Heuer müsse mit 1,6 Millionen Pfändungen gerechnet werden. Zur Überschuldung würden auch die niedrigen Einkommen - viele Betroffene stehen in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen -, Arbeitslosigkeit und die hohen Lebenserhaltungskosten beitragen, sagte Maier.

Völlig überlaufen

Die Schuldnerberatungen seien völlig überlaufen. Die am häufigsten genannten Gründe für Verschuldung sind nach Angaben von Maier falscher Umgang mit Geld, ehemalige Selbstständigkeit, Arbeitslosigkeit, Scheidung/Trennung, Wohnraumschaffung, Bürgschaft/Haftungen und Unfall/Krankheit/Tod.

"Reiht man die Gläubiger von Verschuldeten nach der Häufigkeit, so sind Kreditinstitute, gefolgt von Versandhäusern und Dienstleistungsbetrieben die am häufigsten vertretenen Gläubigergruppen", so Maier. Auch gemessen am Verschuldungsvolumen würden die Kreditinstitute mit Abstand an der Spitze stehen.

Maßnahmen zur Gegensteuerung gefordert

Die Erfahrung der Schuldnerberatungen zeige, dass der Privatkonkurs für bestimmte Personengruppen nicht greift. "Arbeitslose, Personen in kurzzeitigen Arbeitsverhältnissen bzw. mit geringem Einkommen (v.a. Alleinerzieherinnen bzw. Karenzgeldbezieherinnen) haben de facto die Möglichkeit eines Schuldenregulierungsverfahrens nicht", kritisierte Maier.

Der SPÖ-Abgeordnete forderte daher die EU-Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten auf, der zunehmenden Verschuldung der privaten Haushalte entgegen zu steuern. Als Maßnahmen nannte der SPÖ-Abgeordnete u.a. Sonderregelungen gegen die Verschuldung Minderjähriger und Jugendlicher, einen leichteren Zugang Verschuldeter zum Privatkonkurs und die Verbesserung der Schuldnerschutzbestimmungen im Zivil- und Zivilverfahrensrecht. Beispielsweise müssten in Zukunft Schulden-Rückzahlungen vorrangig auf das Kapital und erst nachrangig auf Zinsen und Kosten angerechnet werden können. (APA)