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Howard Dean über das TV-Duell des Neueinsteigers Wesley Clark(Bild): "Ich glaube, er hat es gut gemacht. Seine wichtigste Aufgabe war es, keine Fehler zu machen."

Foto: Reuters/Jim Bourg
Wesley Clark konnte in einer ersten TV-Debatte plausibel machen, dass er aus Überzeugung von der republikanischen auf die demokratische Seite gewechselt ist.


Howard Dean, der bis vor kurzem die Liste der demokratischen Präsidentschaftskandidaten anführte und von Neueinsteiger Wesley Clark von der Spitze gedrängt wurde, beurteilte den ersten großen Auftritt seines frisch gebackenen Parteikollegen positiv: "Ich glaube, er hat es gut gemacht. Seine wichtigste Aufgabe war es, keine Fehler zu machen."

Tatsächlich gelang es dem Vier-Sterne-General, der sich erst vergangene Woche zum zehnten Kandidat der Demokraten erklärt hatte und der Partei überhaupt erst kurz zuvor beigetreten war, gute Figur zu machen. Inmitten der Wortgefechte zwischen seinen Mitbewerbern um die Präsidentschaft akzentuierte er seine Außenseiterrolle, und obwohl er bisweilen den Anschein erweckte, ein wenig über den Dingen zu stehen, legte er dennoch eine Reihe seiner Anliegen dar. Schon seine erste Antwort in der vom Sender CNBC und dem Wall Street Journal in New York veranstalteten Debatte zeigte entweder gutes politisches Gespür – oder gute Berater.

Auf die Frage, wo er – der erst im Mai 2001 sowohl Präsident Ronald Reagan als auch George W. Bush und dessen Team öffentlich gelobt hatte – politisch stünde, antwortete er: "Es war eine unglaubliche Reise für mich und das Land seit 2001. Wir haben einen Präsidenten gewählt, von dem wir glaubten, er sei ein mitfühlender Konservativer. Jetzt haben wir einen Mann, der weder konservativ noch mitfühlend ist. Wir haben einen Mann, der verantwortungslos Steuern gesenkt hat und uns verantwortungslos in einen Krieg mit dem Irak geführt hat." Es sei ihm, Clark, nichts anderes übrig geblieben, als sich den Demokraten zuzuwenden. Im Übrigen bekannte sich Clark zur Fristenlösung, zum Umweltschutz und sprach sich für ein besseres Gesundheitswesen aus. Darüber hinaus müssten die USA ein "guter Spieler in der internationalen Gemeinschaft" sein: "Deshalb bin ich stolz darauf, ein Demokrat zu sein."

Schützenhilfe erhielt Clark vom Linksaußen unter den demokratischen Kandidaten, Al Sharpton, der den Neuankömmling offiziell in der demokratischen Partei begrüßte: Es sei besser, neue, aber echte Demokraten zu haben als – mit einem Seitenhieb auf andere Präsidentschaftskandidaten – "alte Demokraten, die sich die ganze Zeit über wie Republikaner benehmen".

Trotz der Neugier auf Clarks ersten Medienauftritt in großem Rahmen blieb er nicht der Mittelpunkt der Debatte. Vielmehr konzentrierten sich Senator John Kerry, der Kongressabgeordnete Dick Gep^hardt und Ex-Vizepräsidentschaftskandidat und Senator Joe Lieberman darauf, den bisherigen Favoriten, Howard Dean, zu attackieren.

Drei landesweite Umfragen zeigen Clark an der Spitze des demokratischen Feldes. Eine neue Umfrage des Marist Institute, die sich auf den ersten und wichtigen Vorwahlstaat New Hampshire konzentriert, zeigt jedoch noch immer Howard Dean (35 Prozent) an der Spitze; John Kerry mit 22 Prozent liegt auch weit vor Clark, der nur elf Prozent bekommt. (DER STANDARD, Printausgabe, 27./28. 9.2003)