Seine blauen Augen hat er noch, der spindeldürre Findling, aber Haare musste er lassen. Um die Pilzinfektion behandeln zu können, wurde er geschoren und sieht jetzt aus wie eine noble Rex-Rassekatzen mit dem Persianerpelz.
Der Kleine hatte Glück, seine Geschwister sind wahrscheinlich unterm Müll erstickt. Und selbst wenn sie nicht wie er dort gelandet sind, erwartet sie nichts Gutes. Denn wenn die letzten Touristen abreisen, beginnt in den Ferienparadiesen im Süden das große "Saubermachen": Nach der Saison würden die unzähligen streunenden Hunde und Katzen ohne die "milden Gaben" der Urlauber den Winter ohnehin nicht überleben. Und so werden sie wie jedes Jahr beseitigt: vergiftet, erschlagen, ersäuft.
Tierschutzinitiativen beklagen alle Jahre wieder die grausame Praxis, doch in vielen südlichen Nachbarstaaten fehlt der Mehrheit das "Wir-Gefühl" Tieren gegenüber, Mitleid mit der Kreatur ist einfach nicht Usus.
Manche führen die Kälte, mit der Tiere in den Mittelmeerländern häufig behandelt werden, aufs romanische Erbe zurück: Im alten Rom waren Tierhatzen ja ein beliebtes Vergnügen. Tatsache ist, dass der Vermehrung der Tiere kaum Grenzen gesetzt wird: Kastrationen sind ein Luxus, den sich kaum einer leistet. "Überzähliges" Getier wird sich selbst überlassen oder wie das oben genannte Katerchen einfach "entsorgt".
Selbstverständlich gibt's auch in Griechenland, Spanien oder Zypern mildtätige Seelen, die versuchen, das Elend zu lindern: Oft sind's "zugereiste" Ausländer, manchmal aber auch Einheimische - und so gut wie immer Frauen. Die plagen sich dann ab, betreiben mit geringsten Mitteln Tierheime, kratzen Spenden zusammen für Kastrationen und tierärztliche Behandlungen. Wer im Süden urlaubt und auf eine solche Initiative stößt, sollte helfen: eine gute Flasche Wein weniger konsumieren, ein üppiges Abendessen ausfallen lassen und die entsprechende Summe in eine Spende investieren.