Lafontaine und Grasser waren von der Popper-Foundation zum "8. Klagenfurter Stadtgespräch" an die Universität eingeladen worden. Lafontaine ging in seinem Eröffnungsstatement auf den "grassierenden Marktradikalismus" ein, der die Freiheit der Menschen beeinträchtige, sie oft sogar verunmögliche. Er forderte eine stärkere Einflussnahme des Staates und berief sich in seinem wirtschaftspolitischem Konzept auf John Maynard Keynes. Lafontaine übte scharfe Kritik an der "Angst der Politiker" vor den internationalen Finanzmärkten.
Das Publikum im vollen Hörsaal spendete kräftigen Applaus, Grasser reagierte darauf sofort und begann seinen Vortrag mit den Worten: "Sie haben inhaltlich viel zu viel Applaus bekommen". Grasser fügte noch hinzu, das Publikum könne froh sein, dass Lafontaine nicht amtierender Finanzminister sei, sonst würde er bei der derzeitigen finanziellen Situation in Deutschland "gleich kräftig zulangen", falls jemand Geld dabei habe.
"Globalisierung schafft Wohlstand"
Inhaltlich brach Grasser eine Lanze für die Globalisierung der Weltwirtschaft. Diese schaffe Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Für diese Aussage erntete der Finanzminister aus dem Auditorium vereinzelte Pfiffe. Laut Grasser ist der Markt nichts anderes als ein Informationsmechanismus, und diese Aufgabe könne der Staat nie leisten.