Riga - Rund 5000 Menschen haben in Lettland an der Einweihung eines Friedhofs für Angehörige der lettischen Waffen-SS teilgenommen, die im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten rekrutiert worden waren. Geistliche verschiedener Glaubensrichtungen gestalteten die vom lettischen Fernsehen live übertragene Zeremonie in Lestene, rund 70 Kilometer von Riga entfernt. Unter den Gästen waren auch Kulturministerin Inguna Ribena und mehrere Parlamentsabgeordnete.

Die rund 11.000 Namen auf einer Gedenktafel seien eine "Anklage gegen die Sowjets und Nazis", sagte der Vorsitzende des lettischen Soldatenbundes und frühere Waffen-SS-Soldat, Nikolajs Romanovskis. Die Letten seien gezwungen worden, unter ausländischen Fahnen zu kämpfen.

Lettische Juden ermordet

In Lestene liegen nach Behördenangaben die sterblichen Überreste von 908 Mitgliedern der Legion. Der Friedhof wurde mit staatlichen Mitteln in fünf Jahren Bauzeit errichtet. Nach der gewaltsamen Besetzung ihres Heimatlandes durch die Sowjetunion 1940 betrachteten viele Letten den Einmarsch der Deutschen 1941 als Befreiung. Etwa 140.000 Letten meldeten sich auf Seiten der Deutschen im Kampf gegen die Sowjetunion zur Waffe, die meisten von ihnen dienten in der Waffen-SS. Mehr als 50.000 wurden getötet. Während der Nazi-Besatzung wurden die rund 70.000 Juden in Lettland ermordet.

Zuvor hatten die lettischen Waffen-SS-Veteranen ihren umstrittenen jährlichen Marsch abgesagt, um die Aufnahme des Landes in die NATO nicht zu gefährden. Bei den Gedenkfeiern war es wiederholt zu Zusammenstößen mit Veteranen der sowjetischen Armee gekommen. Außerdem hatten internationale jüdische Organisationen die Märsche verurteilt. (APA)