Washington - Abrüstungs-Befürworter haben Satellitenfotos einer nordkoreanischen Raketentestanlage ins Internet gestellt. Unter www.fas.org sind seit dieser Woche Bilder einer Taepodong-Startrampe abrufbar, die im November von einem kommerziellen US-Satelliten aufgenommen wurden. Ein Sprecher des Verbandes Amerikanischer Wissenschafter (FAS) sagte in Washington, die Einrichtung mache einen recht primitiven Eindruck. Dies deute darauf hin, dass sie eher zur Abschreckung als für einen Angriff gebaut worden sei. Bisher konnten solche Fotos nur von Spionagesatelliten aufgenommen werden und unterlagen der Geheimhaltung. Man müsse kein Experte sein, um die Bilder zu deuten, sagte der FAS-Sprecher. Nur eine ungepflasterte Straße durch ein Reisfeld verbinde die Abschussrampe mit dem Gebäude, in dem die Raketen zusammengesetzt würden. Die Einrichtung sei offenbar nicht gebaut worden, um ein groß angelegtes Testprogramm zu unterstützen. Die FAS kaufte nach eigenen Angaben die Fotos für 2.000 Dollar von der US-Firma Space Imaging. Geplant sei, auch Bilder von Nuklearanlagen in Pakistan und Indien im Internet zu veröffentlichen. Das US-Verteidigungsministerium warnte davor, das nordkoreanische Raketenprogramm zu unterschätzen. Sprecher Ken Bacon sagte in Washington, die Rakete sei nicht weniger gefährlich, weil ihre Abschussanlange primitiv sei. Aus Kreisen des US-Geheimdienstes verlautete, auch wenn Nordkorea nicht über die Infrastruktur wie die USA, Russland oder China verfüge, könne die Einrichtung trotzdem Anlass zur Sorge geben. Es zeige, dass auch mit wenig Infrastruktur viel erreicht werden könne. Nordkorea hatte im September auf Drängen der USA zugesagt, vorläufig keine Langstreckenraketen zu testen. Im Gegenzug lockerten die USA ihre Handelssanktionen gegen den kommunistischen Staat. Die USA betrachten den Bau weit reichender Raketen durch Nordkorea als Bedrohung für sich und ihre Verbündeten in Asien. Die FAS wurde 1945 von Mitgliedern des Manhattan Projekts gegründet, das die erste Atombombe entwickelte. Die Gruppe setzt sich für die Abrüstung, eine Ende des Wettrüstens und die Vermeidung von Atomkriegen ein. (APA/Reuters)