Kabul/Islamabad - Mutmaßliche Taliban-Kämpfer haben sieben Leibwächter des Gouverneurs der südafghanischen Provinz Helmand erschossen. Gouverneur Shir Mohammad Akhundzada sei bei dem Angriff in der Nacht auf Sonntag nicht mit den Leibwächtern unterwegs gewesen, sagte sein Sprecher, Haji Mohammad Wali, am Sonntag. "Mindestens zehn Taliban-Kämpfer in zwei schnellen Autos haben unsere Soldaten aus dem Hinterhalt heraus angegriffen." Die Angreifer seien geflohen. Die Leibwächter seien nach Dienstschluss auf dem Nachhauseweg gewesen.

Stützpunkt der Koalitionstruppen in ostafghanischer Provinz Khost beschossen

Ein Stützpunkt der US-geführten Koalitionstruppen in der ostafghanischen Provinz Khost wurde in der Nacht auf Sonntag mit fünf Raketen beschossen. Über Tote oder Verletzte und die Identität der Angreifer sei zunächst nichts bekannt geworden, berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP. Die Koalitionstruppen suchen im Grenzgebiet zu Pakistan nach Kämpfern der radikal-islamischen Taliban und des Terrornetzwerks El Kaida.

Nach dem Mord an einem Mitarbeiter einer afghanischen Hilfsorganisation nahmen Sicherheitskräfte in Helmand unterdessen zwei Verdächtige fest. Die bei ihnen gefundenen Dokumente und ein Satellitentelefon deuteten auf eine Verbindung zu den Taliban hin, sagte Gouverneurssprecher Wali. Am Mittwoch hatten Angreifer in Helmand einen Wagen der Hilfsorganisation VARA beschossen und einen Ingenieur getötet.

Beschuss eines Hubschraubers durch Taliban dementiert

Sicherheitskräfte in der südostafghanischen Provinz Paktika dementierten unterdessen Berichte, nach denen die Taliban einen Hubschrauber abgeschossen haben. In Paktika sei es seit zwei Tagen zu keinen Kämpfen gekommen, sagte ein Sprecher des dortigen Sicherheitschefs AIP. Besonders im Süden und Osten Afghanistans haben Angriffe von Taliban- und El-Kaida-Kämpfern in den vergangenen Wochen stark zugenommen. Mehr als 280 Menschen starben.

2,2 Millionen Flüchtlinge seit Ende 2001 zurückgekehrt

Seit dem Sturz den Taliban-Regimes Ende 2001 sind nach Angaben der Vereinten Nationen 2,2 Millionen afghanische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt, 500 000 davon seit Jahresbeginn. Das UNO-Programm zur Rückführung von Flüchtlingen begann im März 2002. Viele Afghanen flohen zwischen 1992 und 1996 vor den Kämpfen der verfeindeten Kriegsherren und später vor den Taliban.

Durchbruch bei Verhandlungen über Verfassung

Nach monatelangem Ringen um eine neue Verfassung für Afghanistan haben unterdessen Fundamentalisten und Gemäßigte einen Durchbruch erzielt. Wie ein Regierungsmitarbeiter am Sonntag bekannt gab, soll das Land zu einem islamischen Staat erklärt, das strikte islamische Recht (Scharia) aber nicht wieder eingeführt werden. "Es gab einen gewaltigen Streit um die Scharia", sagte der Beamte der Nachrichtenagentur AP. Mehr als 150.000 Afghanen seien in den vergangenen drei Monaten befragt worden. "Nun ist die Balance gefunden."

Entwurf an Karsai übergeben

Der Entwurf sei Präsident Hamid Karsai übergeben worden, der ihn vermutlich in den kommenden Tagen vorstellen werde. Eine Einigung auf einen Verfassungstext und dessen Ratifizierung ist ein Meilenstein für die Demokratisierung des Landes nach 23 Jahren Krieg. Die ersten Wahlen sind für kommenden Juni angesetzt.

In der Präambel des Textes heißt es: "Afghanistan ist ein islamischer Staat." Die Gesetze müssten sich daran orientieren. Über die Scharia finde sich jedoch nichts, sagte der Regierungsmitarbeiter, der bei der Erstellung des Textes mitarbeitete. Die Taliban-Herrscher hatten die Scharia eingeführt, sie war bis zu ihrem Sturz Ende 2001 in Kraft.(APA/dpa/AP)