Manpower-General-Manager Gerhard Flenreiss: "HR-Abteilung sollte Energien der Loyalen nutzbringend kanalisieren"

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Infolge der Globalisierung kommt es zur Delokalisierung von Industrie und Produktion einerseits und der Relokalisierung von Dienstleistungen andererseits. Und die gute alte fixe Anstellung weicht zunehmend neuen Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit, Werkverträgen oder Interimsmanagement.

"In 15 Jahren werden nur mehr 20 Prozent aller Arbeitskräfte eine klassische Anstellung haben - der Löwenanteil wird seinen Lebensunterhalt als Zeit-, Auftrags- oder Vertragsarbeiter, Patchworker, Networker oder Teil eines virtuellen Teams verdienen", prognostizierte Gerhard Flenreiss vergangenen Montag bei einem Vortrag zum Thema "Arbeitsmarkt der Zukunft - Gewinner und Verlierer" im Zigarrenclub der PR-Agentur Publico. Der General Manager des Personaldienstleistungsunternehmens Manpower, zu dessen Kernkompetenzen Zeitarbeit und Arbeitsvermittlung sowie Projektlösungen wie Outsourcing, Master Vendoring oder On-Site-Management zählen, gab in der Folge einen interessanten Exkurs zum Thema Konsequenzen der neuen Beschäftigungsformen in den Unternehmen.

Proaktive "Mobile Worker"

Die so genannten "Mobile Worker" der Zukunft müssten proaktiv verfolgen, wo Bedarf an Mitarbeitern herrscht, und sich um das jeweils nächste Engagement und den Erwerb dafür nötiger Qualifikationen kümmern. Und das über die volle Dauer ihres aktiven Berufslebens. "Was für den Einzelnen kaum mehr zu managen ist", so Flenreiss.

Laut Trendforschern wird niemand mehr in seinem ursprünglich erlernten Beruf in Pension gehen - sequenztielle Karrieren, fraktale Einschnitte und Quersprünge werden die Tagesordnung sein.

Fraktale Karrieren

Dennoch sei laut einer internationalen Manpower-Studie zum Thema Mitarbeiterloyalität die Bindung zu "ihrem" Arbeitgeber für die Beschäftigten ein wichtiger Wert.

So reihte sich mit 53 Prozent der Befragten eine klare Mehrheit in die Gruppe der "wechselseitigen Loyalisten" ein. Sie sind dem Arbeitgeber treu, weil sie diese Loyalität als gerechtfertigt und erwidert empfinden.

19 Prozent sind gar "blinde Loyalisten" - treu, egal wie ihr Arbeitgeber mit ihnen umgeht - oft, weil ihnen keine Alternative offen steht.

Sechs Prozent "Söldner"

Sechs Prozent werden als "Söldner" bezeichnet - loyal, da materielle Anreize die Angebote des Mitbewerbs übersteigen.

Die übrigen 21 Prozent, "Saboteure" genannt, empfinden weder Loyalität, noch hat ihr Arbeitgeber diese ihrer Meinung nach verdient. Sie kritisieren ihn aktiv und öffentlich und tragen damit großes Schadenspotenzial in sich.

Vier Fünftel aller Mitarbeiter sind also loyal zu ihrem Unternehmen - wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. "Eine Herausforderung für die HR-Abteilung, diese Energien nutzbringend zu kanalisieren!", so Flenreiss. (Johanna Zugmann, DER STANDARD Printausgabe, 27./28.9.2003)