Bild nicht mehr verfügbar.

Pandur Radpanzer.

foto: archiv

Wien – Der Panzerhersteller Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge (SSF), Hersteller des vom Bundesheer verwendeten Radpanzers Pandur, soll in den nächsten Tagen an den US-Konzern General Dynamics verkauft werden.

Bisher hält General Dynamics knapp mehr als 25 Prozent des letzten heimischen Herstellers schwerer Waffen, die Mehrheit (ca. 51 Prozent) ist im Besitz der Malzacher Holding, eines Konsortiums rund um den Ex-Steyr-General und jetzigen SSF-Chef Hans Michael Malzacher. 24 Prozent gehören der früheren Noricum, der Maschinenfabrik Liezen. Der Konzern beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Kolportiert wird ein Verkaufspreis von 100 Millionen Euro.

Kein Kommentar

Medienberichte über den Verkauf von SSF an General Dynamics wurden vom Konzern weder dementiert noch bestätigt. Für Anfragen war Malzacher am Dienstag selbst nicht zu erreichen, gegenüber der Presse soll er jedoch die Kaufabsichten von General Dynamics bestätigt haben.

Der Schwerwaffenhersteller SSF hat eine wechselhafte Geschichte. Als Frank Stronachs Magna im Frühjahr 1998 die angeschlagene Steyr-Daimler-Puch übernahm, hatte der Autozulieferkonzern wenig Interesse an der Waffenschmiede SSF. Ende 1998 wurde dann SSF verkauft, mehrheitlich an ein heimisches Finanzkonsortium rund um den SSF-Vorstand und Ex-Steyr-Chef Malzacher, der als Partner und Minderheitenaktionär General Dynamics mit an Bord brachte.

"Rein ökonomische Interessen"

Gegenüber dem STANDARD nannte ein langjähriger Steyr-Insider "rein ökonomische Interessen" als wahrscheinlichen Grund für den Verkauf an den US-Konzern: "Malzacher hat günstig übernommen und konnte jetzt günstig verkaufen." Österreich gehe damit ein "Traditionsprodukt verloren, auch wenn es als hässliches Produkt gilt". So soll einem Kurier-Bericht zufolge künftig die Produktion des Radpanzers Pandur in der Schweiz bei Mowag erfolgen.

Die Waffenlieferungen von SSF waren aufgrund Österreichs Neutralität häufig politisch heftig umstritten. In den 70er-Jahren nannte der damalige Kanzler Bruno Kreisky eine geplante Lieferung von "Sanitätspanzern" an die chilenische Militärjunta beschwichtigend "Kettenfahrzeuge". Der Liefervertrag wurde letztlich nicht eingehalten, was SSF nachhaltig geschadet hätte, so der Steyr-Insider.

Pilz sieht US-Strategie

Der Grünen-Sicherheitssprecher Peter Pilz sieht in dem Verkauf die Strategie der US-Regierung, einen Zusammenschluss europäischer Rüstungskonzerne – wie etwa beim Eurofighter-Projekt der EADS – zu verhindern. Der Vollzug des Kriegsmaterialgesetzes werde dadurch "noch heikler", da es bei umstrittenen Verkäufen Druck seitens der USA geben werde. (DER STANDARD Printausgabe, 1.10.2003, spu)