Für Aufsehen in der Wiener Kommunalpolitik sorgt ein Grundstücks-Deal zwischen "News"-Gründer Wolfgang Fellner und der Gemeinde Wien. Fellner erweitert seinen Besitz um ein ehemaliges Weinbaugrundstück in Grinzing und erwirbt unmittelbar neben seinem Haus am Rande des Heurigenortes eine Grünfläche, die er schon bisher gepachtet hatte. Verkäufer ist die Stadt Wien. Weniger wird der öffentliche Grünraum dadurch aber nicht werden, wird im Rathaus versichert.

"Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel"

Wolfgang Fellner darf auf der rund 2.200 Quadratmeter großen Fläche nichts bauen. Sie ist als "Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel" gewidmet. Dem Käufer wird das Objekt als "Obstgarten/Streuobstwiese" oder zur "weinbaulichen Nutzung" überlassen. 40 Euro pro Quadratmeter muss der Verleger dafür berappen, was einen Gesamtpreis von nicht ganz 90.000 Euro ergibt. Zu wenig, monieren Kritiker.

Angemessener Preis

In dem vom Magistrat verfassten entsprechenden Antrag an den zuständigen Gemeinderats-Ausschuss, welcher der APA vorliegt, heißt es hingegen dazu: Der gebotene Kaufpreis ist im Hinblick darauf, "dass keine landwirtschaftliche Nutzung vorliegt, sondern die gegenständliche Liegenschaft zur Ergänzung der Freiflächen des angrenzenden Eigengrundes dient, als angemessen zu betrachten".

"Verdacht der Freunderlwirtschaft"

Im Gemeinderat haben jedenfalls SPÖ und ÖVP für den Verkauf gestimmt, Grüne und FPÖ dagegen. Kritikpunkt war hier dem Vernehmen nach vor allem der Umstand, dass der Käufer kein anderes Grundstück als Tauschobjekt anbieten musste. Das soll bei derartigen Geschäften üblich sein. Die FPÖ findet den Deal ein wenig seltsam. "Es drängt sich der Verdacht der Freunderlwirtschaft auf", wird FPÖ-Gemeinderat Josef Wagner in der neuen Ausgabe der Wiener Stadtzeitung "Falter" zitiert.

Ein Sprecher des zuständigen SPÖ-Stadtrates Werner Faymann widerspricht den Kritikern: Der Abtausch sei nur vorgesehen, wenn der Grünraum verloren geht - also etwa eine Umwidmung in Bauland geplant ist. Das sei im vorliegenden Fall nicht vorgesehen. Ein Verlust der Fläche für die Öffentlichkeit liegt demnach ohnehin nicht vor. "Das Grundstück ist von bebauten Parzellen umgeben und war schon bisher nicht zugänglich", wurde betont. Laut Faymann-Büro ist im 19. Bezirk auch bei anderen Verkäufen von isolierten Grundstücken auf einen Tausch verzichtet worden. Und der Quadratmeter-Preis, so hieß es, sei damals zum Teil sogar darunter, nämlich zwischen 36 und 45 Euro gelegen.

Fellner versteht die Aufregung nicht

Und auch Fellner versteht die Aufregung nicht. "Es handelt sich um ein nicht mehr bewirtschaftetes Weinbaugrundstück in Nordlage", berichtet Fellner im Gespräch mit der APA. Es sei früher verwendet worden, um Heurigen-Wein für japanische Touristen zu panschen, "das giftigste Ding überhaupt". Nach und nach sei der Garten verwildert, die Verwilderung habe dann auf sein Grundstück übergegriffen, weshalb er es zunächst gepachtet und die alten Reben entfernt habe. Die Gemeinde habe ihn dann ersucht, einen Obstgarten zu errichten, was nur Sinn mache, wenn ihm das Grundstück auch gehört.

"Eigentlich relativ teuer"

Der Preis von 40 Euro pro Quadratmeter sei "eigentlich relativ teuer", wie er erst später erfahren habe. "Mein Anwalt sagt, der Kaufpreis ist mehr als angemessen." Das teuerste vergleichbare Grundstück in Südlage koste 36 Euro, andere Weingärten würden bei Versteigerungen sogar um 11 Euro pro Quadratmeter weggehen. Der tatsächliche Wert des von ihm erstandenen Grundstückes liege wahrscheinlich bei fünf bis sechs Euro. "Daran sieht man, was ich eigentlich für ein geschäftlicher Trottel bin. Ich habe keinen Vorteil daraus gezogen. Ich bin in Wirklichkeit über die Kante gezogen worden. Die Stadt Wien hat das beste Geschäft gemacht." (APA)