Grafik: DER STANDARD

"Es trifft vor allem Menschen über 65, die nicht mehr so selbstverständlich mit dem eigenen Auto fahren können." Für diese und für die Angehörigen von Haushalten ohne Auto sieht Wolfgang Rauh vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) nur mehr eingeschränkte Mobilitätschancen in der Zukunft.

"Die Abhängigkeit vom Auto steigt", sagte Rauh bei der Präsentation einer Mobilitätsstudie am Dienstag. Ohne Gegenmaßnahmen werde der Pkw-Verkehr in Österreich bis zum Jahr 2020 um etwa 40 Prozent auf 98 Mrd. Personenkilometer steigen (siehe Grafik), der Lkw-Verkehr auf der Straße werde um 54 Prozent auf 43 Mrd. Tonnenkilometer (gefahrene Kilometer mal Gewicht) zulegen. Das deckt sich in der Tendenz auch mit früher angestellten Prognosen, die alle ein starkes Verkehrswachstum voraussagen.

Verachtfachung des transportierten Gütervolumens

Anfang der Neunzigerjahre präsentierte beispielsweise der damalige Verkehrsminister Viktor Klima eine Studie der Schweizer Prognos. Darin wird bis zum Jahr 2000 mit einer Verachtfachung des transportierten Gütervolumens in Ost-West-Relation gerechnet.

In der Tendenz sei das richtig, eine genaue Überprüfung und ein Vergleich mit anderen Studien sei aber schwer, hieß es im Wiener Planungsbüro Herry auf STANDARD-Anfrage.

Herry hat im Jahr 2000 im Auftrag des Infrastrukturministeriums selbst eine Schätzung der Verkehrsentwicklung vorgenommen. Darin geht man allein bis zum Jahr 2015 von einem 50-prozentigen Anstieg der auf der Straße transportierten Tonnagen aus.

Wege immer länger

Beim VCÖ verweist man darauf, dass jeder Österreicher und jede Österreicherin täglich immer längere Wege auf sich nehmen. Seit 1950 hat sich die Strecke, die jede/r Österreicher/in pro Tag zurücklegt, von acht auf durchschnittlich 38 Kilometer erhöht. Bis 2020 wird sich der Tagesdurchschnitt auf 48 Kilometer erhöhen. "Je länger die Wege sind, die zurückgelegt werden müssen, umso größer ist die Abhängigkeit vom Auto", sagte VCÖ-Mann Rauh.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es"

Infrastrukturminister Hubert Gorbach setzt auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Durch die Attraktivierung der Bahn beispielsweise sollte es gelingen, mittelfristig deutlich mehr Leute in die Züge zu bringen. Gorbach: "Ich halte es mit (Erich) Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."

Die Einnahmen aus der Lkw-Maut ab kommendem Jahr sollen zur Gänze in den Straßenbau fließen. Auch wenn die Asfinag nach Einführung der Maut Gewinne schreibe und Körperschaftssteuer (KöSt) abführen müsse, würden diese Gelder wieder in die Asfinag zurückgeleitet werden, sagte Gorbach. (DER STANDARD; Printausgabe, 1.10.2003)