Sollte Kroatien seinen umstrittenen Plan verwirklichen, gäbe es in der oberen Adria keine internationalen Gewässer mehr. Zagreb hätte dann auf einer Fläche bis zu 200 Seemeilen (rund 400 Kilometer) vor der Küste weitreichende Befugnisse bei der wirtschaftlichen Ausbeutung des Meeres, unter dessen Grund auch Erdölvorkommen vermutet werden. Kroatien begründet seine Pläne mit der Notwendigkeit, die Fischpopulation zu schützen und Tankerunglücken vorzubeugen.
Die Absichten Zagrebs waren vor allem in Slowenien auf heftige Ablehnung gestoßen, das wegen seiner bescheidenen Küstengewässer in der Adriabucht von Piran auf den Zugang zu internationalen Gewässern angewiesen ist und schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit Kroatien über die Grenzziehung am Meer streitet. In Laibach war nach Bekanntwerden der Pläne im August befürchtet worden, dass sich Zagreb gemeinsam mit Rom die obere Adria "aufteilen" wolle.
Zagreb solle bis zur Konferenz der Anrainerstaaten des Mittelmeers am 25. und 26. November in Venedig keine einseitigen Akte setzen, betonte Buttiglione. Der Europaminister stellte überhaupt die Sinnhaftigkeit einer AWZ in der Adria in Frage. Vergleiche mit der Nordsee - deren Anrainerstaaten AWZ eingerichtet haben - seien nur schwer möglich, weil es sich um unterschiedliche Fischpopulationen handle.