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Kreditkartenbetrug "boomt": Im vergangenen Jahr registrierten die Kreditkartenunternehmen in Österreich 2,5 Millionen Euro Schaden, um 14 Prozent mehr als 2001, berichtet das Internet-Fachmagazin "kripo-online" in seiner aktuellen Ausgabe. "Langfristig ist eine Explosion zu befürchten", wird Walter Bödenauer von Europay Austria zitiert. "90 Prozent der Kreditkarten- und Bankomatbetrüger kommen derzeit aus Ungarn", so Erwin Schuster, Chef der auf diese Fälle spezialisierten Fälschungsgruppe in der Wiener Kriminaldirektion 1.
Gut organisierte Strukturen
Die Betrüger würden über gut organisierte Strukturen verfügen. Die Arbeit verteile sich auf Techniker, Datenbeschaffer, Fälscher und Einkäufer. Letztere seien meist Arbeitslose, angeheuert in billigen Lokalen. Sie erhalten die Kreditarten samt Einkaufsliste und machen sie zu Geld. Über die Organisationen im Hintergrund wissen sie kaum etwas. Den Experten zufolge wird es immer einfacher, Karten zu fälschen: Computerfreaks bauen die Ausrüstung selbst, ein Magnetstreifenkopiergerät sei im Handel um rund 100 Euro erhältlich.
"Trinkgeld"
Ein Beispiel aus Wien: Ein "Trinkgeld" bis zu 15 Euro pro Gast machte laut "kripo-online" ein Kellner aus Ungarn in einem mexikanischen Restaurant in der Bundeshauptstadt. Zahlte jemand mit Karte, holte er ein Lesegerät aus dem Sakko und speicherte die Daten. Aus einem Datensatz fälschten die Auftraggeber des Kellners mehrere Duplikate. Der Schwindel flog auf, als die Kreditkartenfirmen mehrere Einkäufe zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten registrierten. In einem Fall kauften Komplizen der Fälscher Kleidung, Uhren und Juwelen in Ungarn, Österreich und in der Türkei innerhalb von zwei Stunden.
Echt?
"Das Personal (in den Geschäften, Anm.) ist oft zu technikgläubig", meint Walter Bödenauer. Drei Viertel aller heimischen Geschäfte sind mit Eurocard, Visa & Co. direkt verbunden. "Die Angestellten glauben, mit dem Auslesen der Karte am Online-Gerät und der Autorisierung durch das Kartenunternehmen ist die Karte als echt einzustufen", kritisiert Bödenauer. Dabei geschehe hier nur die Prüfung, ob die Kartennummer existiert, das Verfallsdatum in Ordnung ist und ob es ein belastbares Konto gibt. Die Echtheit der Karte und die Identität des Inhabers werden nicht bestätigt. Das Verkaufspersonal müsse die Sicherheitsmerkmale kennen und überprüfen, die Unterschriften vergleichen und nachsehen, ob die Kartennummer mit jener auf dem Beleg übereinstimmt.
"Schlachtfeld"
Im Internet hat sich für die Kreditkartenunternehmen ein zweites "Schlachtfeld" aufgetan. Solange die E-Commerce-Flaute anhält, ist das WWW aber auch für Kriminelle nur bedingt interessant, die Schadensfälle halten sich noch in Grenzen. Aktuelle Gefahren: "Viele Geschäftsinhaber im Internet sind zu leichtgläubig", sagt Erwin Schuster. "Sie schicken eine Rolex nach der anderen nach Asien, an ein und denselben Kunden - und erstatten erst Anzeige, wenn der Betrug zum Greifen ist." In einem Fall lieferte ein Wiener Juwelier Uhren im Wert von 180.000 Euro an einen Philippinen. Er sah weder Geld noch die Uhren wieder.
Chipkarten
In der Zukunft sollen Chipkarten die bisherigen Karten ablösen. Dann bekommen die Inhaber eine Art Taschenrechner, der einen Referenzwert generiert und den Inhaber beim Händler als berechtigt ausweist. Er kann damit von jedem Computer aus zahlen. Die Umstellung bei den Kartenunternehmen erfolge bisher aber nur schleppend, so das Magazin. Ab Jänner 2005 sollen Chips EU-weit Standard sein.
Strafbar
Künftig wird zudem die Fälschung "unbarer Zahlungsmittel" strafbar sein - die gesamte Tatkette von der Vorbereitung der Fälschung bis zum Bezahlen mit der unechten Kreditkarte. Im August versandte das Justizministerium den Gesetzesentwurf zur Begutachtung. "Ein Schritt in die richtige Richtung", ist Bödenauer zufrieden.
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