Die zunehmend eskalierende Posse rund um die neue Diagonale und deren Ablehnung in der heimischen Filmbranche - sie ist zumindest in einer Hinsicht ein Glücksfall. Selten lässt sich so deutlich studieren, wo und wie sich hierzulande politische Haltung und Ressentiment oft heillos vermengen. Siehe zum Beispiel Franz Morak, der Filmemachern "alle Türen offen" hält, aber dann, wenn sie einmal zu ihm kommen, seinerseits zu keinem Einlenken bereit ist. Irgendwie erinnert das an die letzten Koalitionsverhandlungen: Wir sind offen für alles, aber wenn wer nicht offen ist für alles von uns, dann machen wir zu! Wie antwortet man auf so etwas?

In der Filmbranche hat der österreichische Produzentenverband für die Beantwortung dieser Frage den bis dato subtilsten Weg gewählt: Wir sind auch offen, sagen jetzt die Produzenten in einer gemeinsamen Resolution. Zwar können und - was besonders wichtig ist - werden wir unsere Künstler bei etwaigen Boykotts nicht beeinflussen. Aber wir sind offen, weil wir es uns rein ökonomisch verdammt noch mal nicht leisten können, Gespräche zu verweigern. Und wir sind offen, weil die Diagonale nur eine Nebenfront darstellt: Man denke nur an die kommende Neuausschreibung und Umgestaltung des Österreichischen Filminstituts. Wenn die aber ähnlich abläuft: Gute Nacht!

Wir bleiben also offen und geben der neuen Diagonale noch eine Chance: Reden wir über eine kürzere Laufzeit, weniger Preise, andere Besetzungen im Diagonale-Verein und die Garantie, dass der österreichische Film nicht beschädigt wird. Ganz einfach. Oder? Wer sah, wie ratlos Miroljub Vuckovic und Tillman Fuchs bis dato auf solche Fragen reagiert haben, kommt nicht umhin festzustellen: Was hier so "offen" vorgetragen wird, sind möglicherweise erste Schritte zur völligen Demontage. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2003)