"Die wachsende Widerstandkraft der HI-Viren gegen Medikamente ist im Zunehmen begriffen und erweist sich als das größte Hindernis im Kampf gegen Aids", erklärte Anton Pozniak, Aids-Spezialist am Chelsea und Westminster Hospital in London. "Das HI-Virus vermehrt sich extrem schnell, jeden Tag entstehen Billionen neuer Viren. ARV-Medikamente (antiretrovirals) können zwar die weitere Vermehrung stoppen, doch das hilft nur bedingt: HI-Viren können ihre genetische Struktur während der Vermehrung verändern und sind dadurch gegen das Medikament oder die Wirkstoffkombination resistent, mit der die Vermehrung hätte gestoppt werden sollen", so Pozniak.
Therapie immer schwieriger
Diese Mutationsfreudigkeit macht ständige Wechsel in der Therapie nicht nur notwendig, sondern auch immer schwieriger. Bei einem Großteil der rund 350.000 HIV-Infizierten in Westeuropa würden vermutlich schon Arzneien-Resistenzen bestehen, so der Experte. Die steigende Resistenz bringe die großen Fortschritte in Gefahr, die auf dem Feld der Aids-Bekämpfung schon erzielt wurden, und die es erlaubten, mit Aids mehr wie mit einer chronischen Infektion als mit einer tödlichen Immunschwäche zu leben.
HI-Viren, die gegen eine bestimmte Arznei resistent sind, können diese Widerstandskraft auch gegenüber Medikamenten der gleichen Wirkstoffklasse aufweisen, selbst wenn diese bisher noch nie verwendet wurden (cross-resistance). Diese Tatsache kann den Erfolg einer Therapie stark einschränken oder völlig zunichte machen. Setzen die Patienten die Therapie trotz anwachsender Virenzahl fort - das heißt, es besteht bereits eine Resistenz -, so kann die Resistenz beschleunigt zunehmen und eine cross-resistence verstärken.
Ansteckung
Medikamenten-Resistenz betrifft nicht nur Patienten, die bereits medikamentös behandelt wurden. Sie können bereits mit einem resistenten Virus angesteckt worden sein. Für diese Patienten dauert es länger, bis eine adäquate Behandlung für sie gefunden worden ist, und kürzer, bis diese Behandlungsmöglichkeit auch wieder versagt.