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Gail Escobar gibt an, Schwarzenegger habe ihr 1978 mit Vergewaltigung gedroht, weil sie nicht in sein Auto steigen wollte

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Los Angeles/San Diego - Arnolf Schwarzenegger, aus der Steiermark stammender Hollywood-Star mit politischen Ambitionen, gerät fünf Tage vor der Gouverneurswahl in Kalifornien wegen früherer Sex-Affären unter Beschuss. Empörte Frauenrechtlerinnen kündigten eine Protestkampagne gegen den republikanischen Kandidaten an, nachdem die "Los Angeles Times" am Donnerstag ihre Titelgeschichte mit sechs Frauen aufgemacht hatte, die dem Action-Star sexuelle Belästigung vorwerfen. Die demokratischen Rivalen erklärten, die Vorwürfe disqualifizierten den Polit-Neuling.

"... ich dachte, es sei ein Spiel"

"Viel von dem, was Ihr in diesen Geschichten hört, ist nicht wahr", beteuerte Schwarzenegger bei einem Wahlkampfauftritt im kalifornischen San Diego, bezogen auf die Sex-Vorwürfe. Zugleich räumte er ein: "Ja, ich habe Dinge getan, die nicht richtig waren, aber ich dachte, es sei ein Spiel ("playful behaviour")". Er fügte hinzu: "Aber jetzt begreife ich, dass ich Leute beleidigt habe." Menschen, die er verletzt habe, wolle er sagen, dass es ihm "zutiefst leid" tue. "Wenn ich Gouverneur bin, werde ich beweisen, dass ich ein Vorkämpfer der Frauen bin."

Für Gail Escobar waren diese Entschuldigungen unzureichend. Die 41-Jährige erzählte auf einer Wahlkampfveranstaltung, Schwarzenegger habe ihr 1978 mit Vergewaltigung gedroht, weil sie nicht in sein Auto steigen wollte. "Ich stehe hier für alle Frauen Kaliforniens. Wir wollen keinen Gouverneur, der Frauen so behandelt", sagte Escobar. Jennifer Skurnak pflichtete ihr bei: "Ich bin Mutter. Ich kann niemanden wählen, der Frauen sexuell belästigt. Sagt nein zu Arnold!" Die Organisation CODEPINK - Frauen für Frieden kündigte Anzeigen und Proteste gegen Schwarzenegger an.

Maria Shriver verteidigt ihren Mann

Schwarzeneggers Eingeständnis bedeute nicht, dass er ein unwürdiger Gouverneurskandidat sei, sagte dagegen Julie Vandermost, die Vorsitzende der den Republikanern nahe stehenden Kalifornischen Vereinigung von Frauen in Führungspositionen. Auch Schwarzeneggers Frau Maria Shriver verteidigte ihren Mann. "Ich sage meinen Kindern immer, es erfordert großen Mut, sich vor jemanden hinzustellen und sich zu entschuldigen, und ich glaube, das hat Arnold heute gemacht", sagte Shriver.

Der bei der Wahl am kommenden Dienstag ebenfalls für die Republikaner kandidierende Senator Tom McClintock nannte die Anschuldigungen gegen Schwarzenegger eine Rufmordkampagne. Sollten sie jedoch wahr sein, sollte der Schauspieler seine Kandidatur zurückziehen, sagte McClintock am Donnerstag. Zu den Vorfällen kam es der "Los Angeles Times" zufolge im Zeitraum zwischen 1975 und 2000. Zwei der sechs Frauen wurde namentlich genannt, darunter die britische Fernsehmoderatorin Anna Richardson. Keine hatte rechtliche Schritte gegen Schwarzenegger unternommen. Drei der Frauen erklärten, Schwarzenegger habe ihre Brüste angefasst. Einer vierten soll er unter den Rock gegriffen haben.

Schwache Umfragewerte bei Frauen

Die Beschuldigungen könnten Beobachtern zufolge Schwarzeneggers Wahlchancen deutlich schmälern. Schon zuvor seien seine Umfragewerte bei Frauen nicht besonders gut gewesen. Mit 40 Prozent lag Schwarzenegger in der jüngsten von der "Los Angeles Times" veröffentlichten Umfrage dennoch in Führung. Gerüchte über Schwarzeneggers Vergangenheit waren seit Bekanntgabe seiner Kandidatur aufgekommen. Sie drehen sich vor allem um ein Interview aus dem Jahr 1977, in dem Schwarzenegger über seine Beteiligung an Gruppensex berichtete. Er könne sich an dieses Interview nicht mehr erinnern, zudem habe er damals oft übertrieben, um seine Filmkarriere voranzutreiben, erklärte Schwarzenegger.

Schwarzeneggers Wahlkampfsprecher Sean Walsh sagte der "Los Angeles Times", die Demokraten führten eine Verleumdungskampagne gegen den republikanischen Gouverneurskandidaten. Gouverneur Gray Davis erklärte, die Vorwürfe reichten aus, um seinen Rivalen zu disqualifizieren. Sein Stellvertreter Cruz Bustamante, der ebenfalls zur Wahl antritt, betonte, die Anschuldigungen wögen schwer: Jemanden ohne dessen Erlaubnis anzufassen, sei ein Verbrechen. (APA/AP)