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Ein Küsschen vom Wahlkämpfer für Maria Shriver

Foto: Reuters/Galbraith

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Code Pink: "Hands Off California"

Foto: EPA/Francis Specker
Pleasanton - In der Endphase des kalifornischen Gouverneurswahlkampfs ist es am Samstag bei Wahlveranstaltungen des republikanischen Kandidaten Arnold Schwarzenegger zu Auseinandersetzungen um Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Filmstar gekommen. "Nein zu Gouverneur Schwarzenegger", schrien Mitglieder der Frauengruppe "Code Pink" bei einer Kundgebung Schwarzeneggers in Pleasanton in den Chor der Anhänger mit "Arnold, Arnold"-Rufen. Zuvor hatten in der Stadt Modesto bei einer Kundgebung einige Frauen mit Transparenten "Frauen gegen Schwarzenegger" ihr Missfallen geäußert.

Am Samstag hat sich auch Maria Shriver der viertägigen Bus-Tour durch Kalifornien angeschlossen. Die künftige "First Lady von Kalifornien", stellte Schwarzenegger seine Gattin in Pleasanton vor. "Arnold ist der beste Ehemann und Vater", meinte Shriver, Nichte des demokratischen Präsidenten John F. Kennedy. Die Wähler sollten selber entscheiden ob sie den Anschuldigungen gegen ihn Glauben schenkten oder ihr, seiner Ehefrau. Bei den perfekt durchorganisierten Wahlveranstaltungen mit großem Medieninteresse wird Schwarzenegger demonstrativ von zahlreichen Frauen umrahmt, die hinter ihm auf der Bühne mit Plakaten "Besondere Frauen für Schwarzenegger" ihre Unterstützung kundtun.

Schreiduell mit "Join Arnold"-Mitarbeitern

Der Protest in Pleasanton mündete in ein Schreiduell mit Mitarbeitern der "Join Arnold"-Wahlkampagne. Die Frauen wurden hinter die Pressetribüne gedrängt, zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Fans des Kandidaten kam es nicht. Zwei Frauen der Gruppe "Code Pink" hatten den Spruch "Hände weg von Kalifornien" auf ihre T-Shirts gesprüht und plakativ mit zwei Handabdrücken über ihren Brüsten unterstrichen. Einige frühere Kolleginnen oder Bekannte Schwarzeneggers hatten dem Filmstar vorgeworfen, sie während Dreharbeiten oder im Fitness-Studio auf Brüsten und Po begrapscht zu haben.

"Schwarzenegger hat eine mehr als 30-jährige Geschichte sexueller Übergriffe auf Frauen", sagte eine der Demonstrantinnen von "Code Pink", Carol Norris. In einer halbherzigen "Entschuldigung" habe er sein Verhalten "spielerisch" genannt. "Wir wollen keinen Gouverneur, der den Unterschied zwischen Spielerei und sexueller Belästigung nicht kennt", sagte sie. Schwarzenegger behaupte auch, er habe starke Frauen in seinem Team, tatsächlich gebe es aber unter seinen Wirtschaftsberatern keine einzige Frau, kritisierte Norris.

"Es gibt immer verwirrte Personen"

Schwarzeneggers Sprecher Rob Stutzman wies alle weiteren Vorwürfe gegen den Kandidaten zurück. Bis zu den Recall-Wahlen am Dienstag würden vielleicht noch weitere Frauen mit Anschuldigungen zu den Medien gehen. "Es gibt immer verwirrte Personen", meinte Stutzman dazu. Nach jüngsten Berichten der "Los Angeles Times" haben elf Frauen Schwarzenegger beschuldigt, sie in den vergangenen Jahren durch Begrapschen sexuell belästigt zu haben. Eine Frau erklärte, Schwarzenegger habe ihr im Hotel-Aufzug auf dem Weg zum Swimming-Pool den Badeanzug ausziehen wollen. Stutzman reagierte empört auf am Samstag neuerlich publizierte Vorwürfe und beschuldigte die "Los Angeles Times" mit "Gossen-Journalismus" eine Kampagne zu führen: "Diese Zeitung verdient keine Druckerpresse". Bei einer Wahlveranstaltung in Modesto sagte laut Medienberichten einer der Vorredner von Schwarzenegger, ein Radiomoderator: "Lasst uns den Typen von der LA Times zusammenschlagen".

Kalifornische Zeitungen reagieren auf Vorwürfe

Nach den Vorwürfen gegen Arnold Schwarzenegger wegen sexueller Belästigung ehemaliger Kolleginnen hat die kalifornische Zeitung "Oakland Tribune" ihren Wahlaufruf für den republikanischen Kandidaten zurückgezogen. Schwarzenegger könne nicht mehr länger mit gutem Gewissen den Lesern zur Wahl empfohlen werden, heißt es in einem Editorial der Tageszeitung. Zuvor hatte die Zeitung den Filmstar und Neo-Politiker unterstützt. In den USA sind Aufrufe der Zeitungen für einzelne Kandidaten im Vorfeld von Wahlen üblich.

Zweifel am Charakter des Kandidaten wurden in vielen kalifornischen Zeitungen geäußert. So schrieb "Fresno Bee", "Schwarzeneggers Skandale stellen die Toleranz der Wähler auf die Probe". In einer Analyse wird untersucht, ob sich das Fehlverhalten außerhalb der Politik auf die Wahlchancen auswirken könnte. Das Verhalten von Politikern außerhalb ihres Amtes hält Randy Thomasson von der Gruppe "Campaign for California Families" für wichtig. Genauso wie sich der ehemalige US-Präsident Bill Clinton falsch verhalten habe, als er mit einer Praktikantin im Weißen Haus Oral-Sex gehabt habe, sei es auch von Schwarzenegger falsch, dass er Frauen begrapscht habe.

Bei den Recall-Wahlen am Dienstag entscheiden die Kalifornier über eine Abberufung des demokratischen Gouverneurs Gray Davis. Laut zwei in dieser Woche veröffentlichten Umfragen spricht sich die Mehrheit für eine Abberufung ("Recall") von Davis aus. Schwarzenegger liegt laut seinem Wahlkampfteam mit 20 Prozentpunkten vor dem Kandidaten der Demokraten, Cruz Bustamante. (APA)