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In seltener Einigkeit stellen sowohl die fundamental orientierten Analysten als auch die Markttechniker deutlich höhere Goldpreise in Aussicht
Jubelnde „Goldianer“
Wenn man die vielen Studien liest, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden, kann es mit dem Goldpreis nur noch nach oben gehen. In seltener Einigkeit stellen sowohl die fundamental orientierten Analysten als auch die Markttechniker deutlich höhere Goldpreise in Aussicht. Das Gold befinde sich jetzt nicht etwa „nur“ in einer zyklischen Hausse, sondern in einem „säkularen“ Aufschwung, das sind Marktbewegungen, die nur einmal pro Generation auftreten. In den letzten 33 Jahren gab es am Goldmarkt nur zwei dieser Langfristtrends: Die Hausse, die Ende der Sechzigerjahre begann, bis Anfang 1980 dauerte und dem Gold eine Wertsteigerung von fast 2500 Prozent eintrug. Ende 1980 startete der „secular bear market“, der bis 1999 anhielt. Während dieser fast zwanzig Jahre verlor das Gold 71 Prozent – ein klassischer Baissemarkt. Nach einem fünfjährigen Bodenbildungsprozess hätte das Edelmetall im Frühjahr 2003 den zweiten grossen Aufschwung gestartet. Diese Hausse, glauben jedenfalls die Markttechniker aus dem Hause Prudential, werde „viele Jahre“ dauern, denn gerade die überdurchschnittlich lange Konsolidierung lasse nun auch eine besonders langlebige Hausse erwarten.
Nur noch Goldhaussiers?
Die Liste der Gründe, auf denen der Optimismus der Haussiers basiert, ist lang und durchaus überzeugend. Doch auch in der Baisse – und noch ist diese gar nicht so lange her – überzeugten die Argumente der Baissiers. Nicht zuletzt das Motto „Die Hausse nährt die Hausse“ führt dazu, daß das gelbe Edelmetall immer mehr Anhänger findet. Dementsprechend finden sich wenig überraschend auch immer mehr Finanz-Analysten, die Gold als Anlagealternative entdecken und sich positiv über die weiteren Aussichten äußern. Unabhängig davon, ob sie mit ihrer Prognose Recht behalten, fällt dabei auf, wie oftmals unterschiedlich und widersprüchlich argumentiert wird.
Insbesondere die neuerdings wieder verstärkte Unsicherheit an den Devisenmärkten hat zuletzt unter den Anlegern neues Interesse an Gold entfacht. Historisch gesehen hat der Goldpreis stets in von negativen Real-Zinsen (kurzfristiger Zinssatz minus Inflation), wie dies zumindest in den USA und jedenfalls in Asien – trotz der deflationären „Ausnahmeerscheinung “ Japan – der Fall ist, geprägten Zeiten eine erfreuliche Entwicklung gezeigt. Und die Symbiose aus wirtschaftlicher Verunsicherung auf der einen Seite, politischer Instabilität auf der anderen Seite (Naher Osten, Nordkorea) eignet sich allemal als guter Nährboden für eine Zuflucht in das vermeintlich sichere Gold.
Contrarians in den Startlöchern....
Wenn heute offenbar tatsächlich nichts mehr gegen Gold spricht und sich alle einig sind, dass der Preis nur noch steigen kann, ist das ein gewichtiges Argument gegen dieses Metall. Bereits warnen erste Stimmen vor einer Spekulationsblase, weil die Gold-Nachfrage weitaus höher ausfällt als das physische Angebot. Tatsächlich übersteigt die jährliche Nachfrage von 3900 Tonnen die Produktion von rund 2500 Tonnen schon seit mehreren Jahren. Die diesbezügliche Differenz wird zum einen durch geschmolzenes Altgold, zum anderen und vor allem durch Verkäufe der Zentralbanken gedeckt.
...gegen gut gewappnete „Goldianer“
Während diese Faktoren zur Vorsicht mahnen, gewinnt das gelbe Metall in den heutzutage stärksten Wachstumsmärkten wie China, Indien und Russland stetig an Popularität. China hat die Kaufrestriktionen gelockert und eine nationale Goldbörse eingerichtet. Islamische Länder, Argentinien und Russland denken darüber nach, ob sie ihre Landeswährungen mit Gold decken sollen. Trotz des jüngsten Preisanstiegs ist das Volumen des Goldmarktes im Verhältnis zu dem Aktienmarkt – von den voluminösen Anleihen gar nicht zu reden – weiterhin als sehr klein anzusehen. Selbst eine nur minimale Verschiebung aus den traditionellen Finanzmärkten in den Goldmarkt würde eine zusätzliche und bedeutende Hebelwirkung erzeugen.
Vorsicht vor der Dollarschwäche
Selbst wenn sich die konjunkturellen Hoffnungsschimmer und damit einhergehende steigende Inflationsraten als trügerisch herausstellen sollten, scheinen die Unsicherheitsmomente des Weltgeschehens gepaart mit den eindeutige Signale abgebende Nachfrageüberhang dem Gold auch weiterhin gute Karten im Anlagepoker zu verleihen. Jubelmeldungen respektive –prognosen sind jedoch abzulehnen, und werden insbesondere Euro-Spekulanten vor dem Hintergrund der Dollarnotierung des Goldes herbe Enttäuschungen bescheren.
Nachlese