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Überreste der Schlacht

Foto: Reuters/HO

Göttingen - Als am 2. Februar 1943 die Schlacht um Stalingrad beendet und mit der Kapitulation der 6. deutschen Armee die vernichtende Niederlage der Wehrmacht besiegelt war, hatte der Kampf um ihre historische Wertung und Bedeutung gerade erst begonnen. Tod und Untergang einer als unschlagbar stilisierten Armee führen bis heute zu immer neuen Betrachtungen des Zweiten Weltkrieges und des Mythos Stalingrad.

Als jüngster Beitrag liegen jetzt unter dem Titel "Feldpostbriefe aus Stalingrad - November 1942 bis Januar 1943" erschütternde Zeugnisse deutscher Frontsoldaten vor, die das immer größere Elend des Winterkrieges bei Hunger, Kälte, Verwundung und hunderttausendfachem Tod dokumentieren. Die weitaus meisten von ihnen sind in den Weiten Russlands umgekommen.

Ohne Schnörkel und Propaganda

Diese authentischen Briefe zumeist ohne Schnörkel und Propaganda sind gerade wegen ihrer direkten und einfachen Sprache so beeindruckend. Sie lassen Hitlers Soldaten nicht so sehr als fehlgeleitete "Kampfmaschinen", sondern als Menschen mit ganz normalen Gefühlen, mit Heimweh, Angst und Sehnsucht nach den Liebsten zu Hause erscheinen. Das Buch basiert auf einer mehrteiligen Sendereihe des Deutschlandfunks, der im November 2002 die bisher unbekannten Dokumente in komprimierter Form ausgestrahlt hat. Der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher hatte zum 60. Jahrestag der Schlacht um Stalingrad dazu aufgerufen, Briefe von Angehörigen der Stalingrad-Armee an den Sender zu schicken.

Der Berliner Publizist Jens Ebert (44), der mit einer Arbeit über Stalingrad in der Literatur und in Feldpostbriefen promoviert hat, steuerte zu dem Buch ein Vorwort und eine ausführliche abschließende Analyse unter dem Titel "Organisation eines Mythos" bei. (APA/dpa)