Seit Jahresbeginn schwelt der Konflikt, in dem es vor allem um eine Kürzung der Pilotengehälter geht - längere Arbeitszeiten, weniger Gehaltssprünge, billigerer Einstieg für Neue. Schon lange zahlen Airlines nicht mehr jene Traumgehälter, die in den frühen Tagen der Luftfahrt den Pilotenjob - nebst seines sozialen Prestiges - so anziehend machten. Neben 450 Piloten der AUA machen 550 Kollegen bei Lauda und Tyrolean die gleiche Arbeit teilweise um das halbe Geld. Und alle Airlines stehen unter Druck, defizitäre Überkapazitäten und Strukturen zu bereinigen, wovon die jüngste Fusion zwischen Air France und KLM Zeugnis ablegte.
Verkehr & Kosten
Kein Notausstieg - Von Helmut Spudich
Gehaltsmäßig durchstarten ist bei diesem Sinkflug des Lohnniveaus keine Option
Airlines sind Unternehmen, die auf ein hohes Maß an Sicherheit bedacht sind. Für die Turbulenzen, die sich jetzt im Streit zwischen Piloten und Vorstand der Austrian Airlines abzeichnen, haben die beiden Streitteile jedoch offensichtlich nicht die üblichen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten - und das kann bei dem Gedränge am Himmel zu schwer wiegenden Schäden führen.
Aus dieser Logik kann es bei den Gehältern letztlich nur in eine Richtung gehen, in den Sinkflug, und die Frage ist, wie dieser zu einer sanften Landung auf niedrigerem Niveau geführt werden kann. Dabei hat der AUA-Vorstand sicher nicht feinfühlig gehandelt, als er selbst einen Bonus in Höhe eines Jahresgehalts einstreifte. Dies ändert aber nichts am Grundproblem der AUA, wie alle Airlines Kosten senken zu müssen - oder auf dem überfüllten Markt mit seinen Dumpingpreisen Schaden zu nehmen und letztlich ein Fall für eine Übernahme oder das Insolvenzgericht zu werden. Gehaltsmäßig durchstarten ist bei diesem Sinkflug des Lohnniveaus keine Option - diesen Rest an Sicherheitsdenken sollten sich die Piloten bewahren. (DER STANDARD Printausgabe, 8.10.2003)