Grafik: STANDARD
Es ist ein Projekt, an dem schon seit Jahrzehnten herumgedoktert wird. Dass er tatsächlich einmal realisiert werden kann, hat kaum noch jemand geglaubt: der Wiener Zentralbahnhof.

Diese Woche allerdings kam auf einmal Bewegung in die unendliche Geschichte. Es ist zwar erst ein "Letter of Intent", der von Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FP), Landeshauptmann Michael Häupl (SP) und ÖBB-General Rüdiger vorm Walde unterschrieben wurde, aber er zeichnet den Weg vor, wie die Umsetzung funktionieren könnte.

Nur ein Geschoß

Rund 400 Millionen Euro sollen für den Bau des Durchgangsbahnhofes zwischen dem jetzigen Süd- und Ostbahnhof investiert werden. Wobei der Regional- und der Fernverkehr jetzt nicht mehr in zwei Geschoßen, sondern auf einer Ebene zusammengefasst werden sollen, wie Baudirektor Gerhard Weber im STANDARD-Gespräch erläutert. Nur die Stammstrecke der Schnellbahn bleibt auf der jetzigen Trasse - die Verknüpfung mit Zentralbahnhof und U1 erfolgt am Südtiroler Platz.

Das Geld soll nicht nur von Bund und Wien kommen. Einerseits sollen EU-Mittel für den Ausbau transeuropäischer Netze lukriert werden. Auf der anderen Seite sollen 55 Hektar frei werdender Bahngrund binnen 15 Jahre verwertet werden. Über die Erste Bank als Partner.

Eine Idee, die von der Stadt Wien forciert wurde; es musste aber mit dem Bund extra vereinbart werden, dass die Mittel dem Bahnhofsbau zugute kommen können und nicht automatisch für den Schuldenabbau der ÖBB verwendet werden. Wobei dieses Papier noch nicht "von rasender Rechtsverbindlichkeit" sei, wie Häupl am Dienstag einräumte.

Fertigstellung 2010

Immerhin kann aber "mit Basis dieser Unterschrift ein Masterplan und ein Leitbild für den neuen Stadtteil entwickelt werden", wie Weber weiter erläuterte. Als Baubeginn wird 2006/07 angepeilt, die Fertigstellung mit 2010. Wobei Wien im Zuge der Verhandlungen auch Abstriche machen musste. So musste etwa auf eine gewünschte neue Schleife unter dem Schweizergarten verzichtet werden.

"Es war notwendig, diese Vereinbarung möglichst rasch unterzubringen", betont Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP). "Denn was nach der ÖBB-Reform übrig bleibt, ist ja nicht zu erkennen." (frei/DER STANDARD; Printausgabe, 8.10.2003)