Wien - Der angedrohte Streik bei der Austrian Airlines (AUA) könnte schon in den nächsten Tagen stattfinden. "Spätestens nächste Woche, vielleicht auch früher" werden Piloten und Flugbegleiter in den Ausstand treten, kündigte AUA-Bordbetriebsrat Rudolf Novak im APA-Gespräch an. Die Streiks sollen diesmal "eine andere Dimension haben" als die beiden AUA-Warnstreiks am 14. und am 22. August, die zwei bzw. drei Stunden dauerten und den Flugbetrieb außer einzelnen Verspätungen kaum beeinträchtigten. Möglich seien diesmal auch tagelange Arbeitsniederlegungen.

Management hat kein Verständnis für Streiks

Die Führung der Fluggesellschaft, die ihren Markennamen im September auf "Austrian" verkürzt hat, sieht weiter keinen Anlass für einen Streik und hat auch kein Verständnis dafür. Die durch Streiks anfallenden Kosten könnten der Gewerkschaft HTV (Handel, Transport, Verkehr) angerechnet werden, deutete die AUA unmissverständlich an. Bisher habe man darauf verzichtet, um den Gesprächsprozess nicht zu gefährden. Nach AUA-Berechnungen verursachte allein der "Warnstreik" vom 22. August Kosten von 545.000 Euro durch Umbuchungen, Anmietung zusätzlicher Maschinen und Crews und Überstunden.

"Harte Maßnahmen"

Laut Personalvertretung drängt die fliegende AUA-Belegschaft auf "harte Maßnahmen": Bei der gestrigen Betriebsversammlung am Flughafen Wien-Schwechat hätten Personalvertreter sogar "bremsend" auf die Belegschaft einwirken müssen, weil die Stimmung so aufgebracht gewesen sei, sagte der Betriebsrat. Rund 400 Personen nahmen an der Informationsveranstaltung für die AUA-Piloten und Flugbegleiter teil.

16-köpfiges Streikkomittee entscheidet autonom

Bei der Betriebsversammlung, die ab 16 Uhr etwa drei Stunden lang dauerte und keine nennenswerten Störungen im Flugbetrieb verursachte, habe sich ein Streikkomitee aus 16 Personen konstituiert. Dieses Komitee entscheidet eigenständig über Zeitpunkt und Ort der geplanten Kampfmaßnahmen. Das Komitee setzt sich aus Piloten und Flugbegleitern zusammen.

Grund für den angekündigten Streik ist "die Absicherung der Arbeitsplätze und ein Partizipieren an einer Expansion". Ein Vehikel dafür wäre der von der Belegschaft angestrebte, vom Vorstand aber abgelehnte konzernweite Kollektivvertrag. "Der Vorstand will das nicht, sondern will uns weiter gegeneinander ausspielen", begründet Novak das Scheitern der Sparverhandlungen für den AUA-Flugbetrieb. Antwort der AUA: "Die beste Arbeitsplatzgarantie ist Wettbewerbsfähigkeit, deren Verbesserung der Austrian-Bordbetriebsrat bisher blockierte".

Die "fliegenden Mitarbeiter" von Lauda Air und Tyrolean Airways - neuer Markenname: Austrian arrows - seien im Arbeitskampf mit der AUA "solidarisch, kämpfen aber nicht dafür", sagte Novak. Jetzt müsse die AUA kämpfen, denn "jetzt geht es uns an die Gurgel".

Der AUA-Vorstand plane mittelfristig die "Eliminierung" des Austrian-Flugbetriebs, mittelfristig sollen nur noch die Töchter wachsen. Ein vom Vorstand präsentiertes "mögliches Flottenszenario" sehe die Reduktion der Austrian-Flotte von derzeit 35 Maschinen auf nur noch 25 Flieger bis 2006 vor. Das würde laut Novak insgesamt 520 Positionen weniger bedeuten: 120 Piloten und 400 Flugbegleiter. "Das ist das Gegenteil der angekündigten Expansion", sagte Novak.

AUA spricht von "hochstilisiertem Flugzeug- und Mitarbeiterabbau"

Die AUA hat diese Angaben auf APA-Anfrage nicht bestätigt, sondern spricht von einem "hochstilisierten Flugzeug- und Mitarbeiterabbau". "Aus heutiger Sicht" sei im Alternativkonzept "lediglich eine Verlagerung der vier Austrian Fokker 70-Flugzeuge zu Austrian arrows im Jahr 2004 und danach eventuell eine Verlegung von ein bis zwei Austrian-Langstreckenflugzeugen zu Lauda vorgesehen". Der geplante Verkauf der MD-80-Flotte und ein Ersetzen der Maschinen durch neue Airbus A319 führe zu einer temporären Schwankung des Austrian-Flottenstandes.

Die AUA-Aktie an der Wiener Börse liegt gegen 16.00 Uhr mit 6,68 Euro gegenüber dem Vortag 0,89 Prozent im Minus. Im Handelsverlauf hat das Papier vorübergehend bereits 2,4 Prozent schwächer notiert, sich dann aber wieder erholt. (APA)