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Wien - Die Österreichisch-Israelische Handelskammer (AICC) will die Handelsbeziehungen zwischen Israel und Österreich beleben und die Investitionen ankurbeln. Auf Grund von Wissensdefiziten bei heimischen Managern über die Exportpotenziale nach Israel entgehe der österreichischen Wirtschaft ein Export-Umsatz von bis zu 150 Mio. Euro pro Jahr, sagte David Ungar-Klein von der AICC. In der Industriellenvereinigung (IV) sieht man großes Potenzial vor allem in gemeinsamen Forschungsprojekten.

Während die EU mit einem Anteil von 33 Prozent des gesamten Handelsvolumens wichtigster Handelspartner von Israel ist - die USA liegen bei 28,6 Prozent - bildet Österreich gemeinsam mit Portugal mit einem Anteil von 0,97 Prozent am gesamten EU-Handelsvolumen mit Israel das Schlusslicht in der EU-Liste. Während andere Länder auf den Strukturwandel der israelischen Wirtschaft von Low- zu High-tech bereits reagiert hätten, habe sich Österreich mit entgangenen Wertschöpfungspotenzialen durch mangelnde Wirtschaftsbeziehungen mit Israel bisher noch nicht auseinander gesetzt, so Ungar-Klein.

Hauptgrund für die "unterentwickelten Handelsbeziehungen" zwischen Österreich und Israel - 90 Prozent der österreichischen Unternehmen hatten 2003 keine Geschäftsbeziehungen mit Israel und 87 Prozent sehen keine Veranlassung, 2004 Geschäftsbeziehungen mit Israel zu knüpfen - ist laut AICC ein mangelndes Wissen österreichischer Entscheidungsträger über die israelische Wirtschaft. Laut einer OGM-Studie sehen fast 60 Prozent der heimischen Top-Manager Israel als Agrarland, obwohl der High-Tech-Sektor das Rückgrat der israelischen Wirtschaft bilde und für 45 Prozent der Exporte verantwortlich sei. Als Begründung für die geringen Wirtschaftsbeziehungen geben Österreichs Manager die politische Lage in Israel an.

IV-Generalsekretär Lorenz Fritz sieht für Österreichs Exportwirtschaft vor allem im Bereich Forschung & Entwicklung (F&E) Chancen, die Beziehungen zu Israel zu intensivieren. Mit einer der höchsten Dichte an Ingenieuren und Wissenschaftlern weltweit (140 zu 10.000 Beschäftigten), gekoppelt mit den hohen Ausgaben in ziviler F&E, habe sich Israel zum Weltführer in Innovationen des Informations- und Telekommunikationssektors entwickelt, so Fritz. Zudem könnte man das Forschungsthema von den allgemeinen Außenhandelsbeziehungen "entkoppeln" und würde den Handel Österreichs mit arabischen Ländern nicht in die Quere kommen.

Um diesem Wissensdefizit Abhilfe zu schaffen und österreichischen Unternehmen den Markt Israel näher zu bringen, startet die AICC die Info-Kampagne "Exportmarkt Israel 2003", im Rahmen derer eine Roadshow in Linz, Graz und Innsbruck sowie ein Seminar an der Wirtschaftsuniversität Wien und ein Ideenwettbewerb stattfinden.

Im Rahmen der OGM-Studie, die heuer zum zweiten Mal durchgeführt wurde, wurden Vorstände, Geschäftsführer und Generaldirektoren von 300 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern über den Wirtschaftsstandort Israel befragt. (APA)