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Professor Michael Zenz: Die Beweise für eine Wirksamkeit von Cannabis in der medizinischen Anwendung sind kaum erbracht.

Foto: REUTERS/Guido Benschop
Münster - Cannabis ist nach Ansicht von Experten vorerst keine Alternative zur Behandlung chronischer Schmerzen. Die Beweise für eine Wirksamkeit von Cannabis in der medizinischen Anwendung seien kaum erbracht, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes, Professor Michael Zenz (Bochum), am Donnerstag beim Deutschen Schmerzkongress in Münster. "Die klinische Evidenz ist auf dem Niveau von sauren Drops", urteilte Zenz. Es seien genügend Schmerzmittel auf dem Markt, die in ihrer Wirkung Cannabis überlegen seien.

Es gebe jedoch gute Ergebnisse bei Versuchen mit Cannabinoiden in der Grundlagenforschung, sagte die Ärztin Shanaz Azad vom Max-Planck- Institut für Psychiatrie in München. Sie ließen darauf schließen, dass später einmal eine Anwendung bei ganz speziellen Krankheitsbildern sinnvoll sein könnte. Auch in Kombination etwa mit Opiaten sei die Anwendung denkbar, weil die Gesamtdosis dadurch verringert werden könnte. Versuche gehen auch dahin, den natürlichen Cannabinoid-Gehalt im menschlichen Körper zu erhöhen, um so das Problem starker Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen.

Drastischere Nebenwirkungen

"Cannabinoide halten in der klinischen Anwendung nicht das, was die Grundlagenforschung verspricht", sagte dagegen Michael Strumpf, vom Rot-Kreuz-Krankenhaus in Bremen. Sie seien weniger wirksam als andere Mittel und hätten drastischere Nebenwirkungen. Das Risiko von Herzinfarkten steige, Fahrtüchtigkeit und Berufsausübung seien stark eingeschränkt, schizophrene Psychosen könnten auftreten.

Die Anwendung von Cannabis-Wirkstoffen aus medizinischen Gründen ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern bisher nicht freigegeben. (APA/dpa)