Oslo/Teheran/New York - Als erste moslemische Frau ist die iranische Menschenrechtlerin Shirin Ebadi mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Das Nobelkomitee in Oslo würdigte damit am Freitag ihren mutigen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte. Ebadi hatte sich in den vergangenen Jahren besonders für die Rechte von Kindern und Frauen eingesetzt. Auch international wurde die Auszeichnung der 56-jährigen Juristin begrüßt. UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach von einem wichtigen Signal, das hoffentlich mehr Frauen ermutige, öffentlich ihre Rechte einzufordern.

Die Regierung in Teheran reagierte mit einigen Stunden Verspätung auf die Auszeichnung Ebadis. Am Freitagabend sagte Kulturminister Ahmed Masdsched Dschamei der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, die Verleihung des Nobelpreises an Ebadi zeige, dass Iran zu einem erweiterten kulturellen Dialog bereit sei. Regierungssprecher Abdullah Ramesansadeh sagte, die Vergabe des Preises an eine Iranerin und eine moslemische Frau zeige das große Potenzial der iranischen Kultur und Zivilisation.

Preis gehört nicht nur Ebadi

Ebadi selbst unterstrich, dass der Preis nicht ihr allein gehöre, "sondern allen Personen, die für die Menschenrechte aktiv sind". Im ZDF-"heute-journal" sagte sie, die Auszeichnung zeige, "dass der Weg, den wir bisher beschritten haben, der richtige Weg war und dass wir ihn weitergehen müssen".

Dass sie als erste muslimische Frau den Friedensnobelpreis bekommen habe, sei wichtig, "weil es zeigt, dass das, was ich zum Ziel hatte, richtig ist: Zwischen den Menschenrechten und der islamischen Religion gibt es keinen Widerspruch. Wenn die Lage der Menschenrechte in den islamischen Ländern nicht gut ist, dann hängt das damit zusammen, dass hier der Islam falsch interpretiert wird", sagte die Menschenrechtsaktivistin weiter. Zudem sei die "Kultur des Patriarchats im Osten ein Hinderungsgrund für die Entwicklung der Emanzipation der Frauen".

Auf einer nach der Bekanntgabe der Auszeichnung in Paris einberufenen Pressekonferenz hatte Ebadi zuvor bereits die rasche Freilassung "der vielen iranischen Häftlinge" gefordert, die in dem Land für Freiheit und Demokratie kämpfen. Gleichzeitig forderte sie die Regierung in Teheran auf, die Menschenrechte jetzt und in Zukunft einzuhalten. "Am wichtigsten ist dabei die Rede- und Meinungsfreiheit in Iran und dass diejenigen sofort freikommen, die wegen ihrer Meinung im Gefängnis sitzen", erläuterte sie.

Ebadi wurde als erste Frau in Iran Richterin, musste ihr Amt aber im Gefolge der Revolution 1979 wieder abgeben. Sie vertrat seitdem zahlreiche Verfolgte, setzte sich öffentlich für eine Demokratisierung Irans ein und musste selbst Haft sowie Hausarrest und andere Repressalien hinnehmen.

In der Begründung des fünfköpfigen Nobelkomitees heißt es zur Arbeit Ebadis: "Ihre Stimme als Anwältin, Richterin, Dozentin, Autorin und Aktivistin ist in ihrem eigenen Land Iran und weit über ihre Heimat hinaus hinaus klar und deutlich erklungen. Sie ist mit professionellem Gewicht sowie großem Mut aufgetreten und hat vor Gefahren für ihre eigene Sicherheit niemals zurückgescheut."

Als Anwärter auf die Auszeichnung war auch Papst Johannes Paul II. im Gespräch. Die feierliche Verleihung des mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierten Preises ist am 10. Dezember in der norwegischen Hauptstadt vorgesehen. (APA/dpa)