Santiago de Chile - Der frühere chilenische Präsident Eduardo Frei Montalva ist 1981 nach einer harmlosen Operation nach Angaben eines ehemaligen Militärs noch im Krankenhaus absichtlich infiziert und an den Folgen Anfang 1982 gestorben. Die am Donnerstag bekannt gewordenen Angaben verstärkten den seit Jahren von der Familie des Opfers geäußerten Verdacht, der damalige Diktator Augusto Pinochet haben den Ex-Staatschef aus dem Weg räumen lassen.

Der frühere Gefreite der Luftwaffe, Andres Valenzuela, sagte in einem Interview des staatlichen Fernsehsenders TVN, die Frau eines Kameraden, die damals als Krankenschwester in der Klinik Santa Maria de Santiago arbeitete, habe gesehen, wie ein Arzt eine Operationswunde von Frei infiziert habe.

Demokratischer Widerstand

Valenzuela habe einem Kommando aus Militärs und Zivilisten angehört, das zum Unterdrückungsapparat der Pinochet-Diktatur (1973-1990) gehörte, teilte TVN weiter mit. Der Mann lebe heute im französischen Exil.

Valenzuela habe weiter berichtet, der für die Geheimpolizei arbeitende Chemiker Eugenio Berrios habe das tödliche Infektionsmaterial vorbereitet. Berrios wurde 1993 mutmaßlich von früheren Geheimagenten des Pinochet-Regimes in Uruguay umgebracht.

Frei regierte Chile von 1964 bis zum Wahlsieg des Sozialisten Salvador Allende 1970. Als Vorsitzender der christdemokratischen Partei habe er vor seinem Tod versucht, den demokratischen Widerstand gegen Pinochet zu organisieren, sagte seine Tochter, die Senatorin Carmen Frei Ruiz-Tagle. Die Familie habe kurz vor dem Tod ihres Vaters anonyme Anrufe erhalten, die bereits damals von einer absichtlichen Infektion und Vergiftung gesprochen hätten.

Ein Sohn des Ex-Präsidenten, Eduardo Frei Ruiz-Tagle, regierte Chile von 1994 bis 2000 als zweiter demokratischer Staatschef nach dem Ende der Diktatur. (APA/dpa)