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Autobombenanschlag vor "Hotel Bagdad"

Reuters/JAMAL SAIDI

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Irakische Polizisten assistierten den US-Soldaten beim Absperren des Geländes, nachdem die Autobombe eines Selbstmordattentäters detoniert war.

Foto: APA/ EPA/ALI ABBAS
Ein Selbstmordattentäter durchfuhr am Sonntag mit seinem Fahrzeug eine erste Absperrung vor dem Hotel Bagdad im Zentrum der irakischen Hauptstadt und jagte sich dann in die Luft. Mindestens sieben Menschen starben, mehr als ein Dutzend wurden verletzt. Im Hotel logieren auch Politiker des irakischen provisorischen Regierungsrates. Einer von ihnen, der schiitische Arzt und Menschenrechtsaktivist Muwaffak al-Rubai, wurde verletzt.

Die Explosion ereignete sich nur wenige Hundert Meter vom Hotel Palestine entfernt, in dem zahlreiche Journalisten wohnen. Die mächtige Detonation erschütterte das Gebäude. Wer weiter weg wohnt, hörte den Knall und sah eine schwarze Rauchwolke in den Himmel steigen. US-Truppen riegelten das Areal ab.

"Kollaborateure"

"Ich sah, wie ein Auto auf den Hoteleingang zufuhr", erzählte der Wachmann Mustafa Natik Djumaa. Er war nur hundert Meter entfernt postiert gewesen, um eine Filiale der Rafidain-Bank zu bewachen. Sein linker Unterschenkel war in einen Schnellverband gewickelt, sein Uniformoberteil war voller Blutspritzer. Umherfliegende Splitter und Trümmer hatten ihn leicht verletzt. "Die Wachtposten am Hotel wollten den Wagen anhalten, aber der Fahrer stoppte nicht. Der fuhr einfach durch." Die Wachtposten eröffneten das Feuer, kurz darauf flog das Auto in die Luft.

Der provisorische Regierungsrat wurde im Juli vom US-Chefverwalter Paul Bremer eingesetzt. Zu bestimmen hat das Gremium nicht viel. In den Augen des militanten Widerstands sind seine Mitglieder "Kollaborateure". Al-Rubai ist nicht das erste Opfer. Ende August starb der schiitische Ayatollah Mohammed Bakir al-Hakim bei einem Bombenanschlag in seiner Moschee in Nadjaf. Der Führer des Obersten Rates der Islamischen Revolution im Irak (Sciri) hatte al-Hakims Bruder Abdulaziz in den Regierungsrat entsandt. Im September erschossen Unbekannte die ehemalige Außenamtsbeamtin Akila al-Haschimi, eine von drei Frauen im Regierungsrat und zugleich dessen einziges Mitglied mit Bindung an das gestürzte Saddam-Regime.

Festungen

Der Anschlag vom Sonntag hätte eine noch viel grauenhaftere Wirkung entfaltet, wenn nicht massive Betonstellwände zwischen der belebten Sadoun-Straße und dem Hotel Bagdad aufgestellt worden wären. Seit dem verheerenden Anschlag auf das UNO-Hauptquartier im August, bei dem auch der UN-Sondergesandte Sergio Vieira de Mello ums Leben kam, werden strategisch wichtige Gebäude in Bagdad zunehmend zu Festungen ausgebaut. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.10.2003)