Bild nicht mehr verfügbar.

Seit Wochen beherrschen in Bolivien Demonstrationen und Streiks das öffentliche Leben.

Foto: REUTERS/Jose Luis Quintana

Bild nicht mehr verfügbar.

Panzer fahren nahe dem Flughafen auf

REUTERS/CARLOS BARRIA

Bild nicht mehr verfügbar.

APA/Martin Alipaz
El Alto/Bolivien - Nach mehrtägigen Unruhen hat die bolivianische Regierung in der Industriestadt El Alto das Kriegsrecht verhängt. Dennoch gingen auch am Sonntag Demonstranten auf die von Soldaten in voller Kriegsausrüstung bewachten Straßen los. Bei dem Einsatz des Militärs gegen Demonstranten in Bolivien sind am Wochenende neun Zivilisten, darunter ein fünfjähriger Junge, getötet worden.

Unruhen in Bolivien: Bis zu 20 Tote Bei dem Einsatz von Militär und Polizei gegen Demonstranten in der bolivianischen Stadt El Alto sind am Wochenende offenbar bis zu 20 Zivilisten getötet worden. Wie örtliche Medien berichteten, ist unter den Toten auch ein fünfjähriger Junge. Etwa 50 Menschen seien verletzt worden. Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei den seit Wochen andauernden Protesten in Bolivien auf insgesamt 28. Die Demonstrationen richteten sich gegen geplante Erdgasexporte über einen chilenischen Hafen in die USA und nach Mexiko.

Die zunehmend unter Druck geratende Regierung des konservativen Präsidenten Gonzalo Sanchez de Lozada hatte den Einsatz des Militärs in El Alto oberhalb von La Paz am Samstag angeordnet, um Straßenblockaden zu beenden. Zudem bestünde die Gefahr eines Putsches durch Evo Morales, den Anführer der Koka-Bauern, sagte ein Regierungssprecher. Vor dem Präsidentenpalast in La Paz zogen Truppen auf. Tausende Menschen demonstrierten in El Alto erneut gegen den beabsichtigten Export von Erdgas über einen Hafen des ungeliebten Nachbarlands Chile. Zugleich forderten sie Sanchez de Lozada zum Rücktritt auf. Durch die Straßenblockaden vor allem im Bereich von El Alto wurden in La Paz Treibstoff, Kochgas und Grundnahrungsmittel knapp oder sehr teuer.

Bolivien hat seit einem Krieg gegen Chile von 1879 keinen Zugang zum Meer mehr; die Abneigung gegen den Nachbarn ist weiterhin sehr groß. Präsident Gonzalo Sanchez de Lozada versuchte dem entgegen zu wirken, indem er zusagte, den Export über einen technisch und wirtschaftlich ungünstigeren peruanischen Hafen abwickeln zu lassen.

Regierungssprecher Mauricio Antezana warf den Führern der Proteste in El Alto vor, sie wollten die Regierung stürzen. Das Kriegsrecht sei verhängt worden, "um die Sicherheit von Bürgern sowie privates und öffentliches Eigentum zu schützen".

Erst am Donnerstag waren bei Auseinandersetzungen zwischen Bergarbeitern und der Polizei in dem Ort Ventilla in der Nähe von La Paz zwei Demonstranten getötet und mindestens 20 verletzt worden. Auch dabei ging es um den Gasexport und die Sozialmisere in dem verarmten Andenland.

Airlines setzen Flüge nach La Paz aus

Wegen der blutigen Unruhen in Bolivien haben mehrere Fluggesellschaften nach eigenen Angaben ihre Flüge von und nach La Paz ausgesetzt. Die bolivianische Airline Lloyd Aéreo Boliviana suspendierte am Sonntag drei Flüge in die Großstadt, Aerosur verschob zwei Flüge. Nach Angaben der Flughafenbehörden sollten die Flüge am Montag wieder aufgenommen werden.

Der internationale Flughafen von La Paz liegt in der Region El Alto, wo sich Regierungstruppen blutige Auseinandersetzungen mit Demonstranten lieferten. Dabei kamen am Sonntag mindestens fünf Menschen ums Leben, dutzende weitere wurden verletzt.(APA/AP)

A0ABC384