Los Angeles - Der reichste Mann der Welt hat sich einen neuen Job besorgt. "Ich kehre zu dem zurück, was ich am meisten liebe - die Konzentration auf Zukunftstechnologien", erklärte der 44-jährige William Henry Gates und ernannte sich zum "Software-Architekten" seiner Firma Microsoft. Den Posten als Firmenchef gab der weltbekannte Unternehmer nach 25 Jahren an seinen "Kronprinzen" Steve Ballmer ab. Damit kehrt der Mitbegründer des weltgrößten Softwareherstellers zu seinen Anfängen als Programmierer zurück. Der Sohn wohlhabender Eltern aus Seattle im US-Bundesstaat Washington, lehrte schon als Halbwüchsiger einer einfachen Rechenmaschine die Computersprache Basic. Das brachte dem damals 13-Jährigen den Ruf eines Wunderkindes ein. Mit 17 Jahren entwickelte er ein Programm für die Stundenpläne seiner Lakeside Schule und verkaufte es für 4200 Dollar. Damit bewies er, dass er schon als Teenager nicht nur Computer programmieren, sondern auch Geschäfte machen konnte. Während seines Studiums in Havard verbrachte Gates den größten Teil seiner Zeit mit Computerprogrammen und nächtelangen Pokerspielen. Nach zwei Jahren verließ er die Universität und entwickelte Software für einen Kleincomputer. 1975 gründete er in Albuquerque in New Mexico zusammen mit seinem Schulfreund Paul Allen in einem Hotelzimmer die Firma Microsoft, die Computerprogramme entwickelte. Fünf Jahre später erteilten die Manager des Computerherstellers IBM den jungen, nachlässig gekleideten Programmierern von Microsoft den Auftrag, ein Betriebssystem für einen neuen PC zu entwickeln. Bei den Verhandlungen setzten Gates und Allen das Recht durch, das für IBM entwickelte "Microsoft Disk Operating System" (MS-DOS) auch an andere Firmen vergeben zu dürfen. Viele Computerhersteller machten von dieser Möglichkeit Gebrauch, um ihre PCs mit Hilfe von MS-DOS IBM-kompatibel zu machen. Als Folge eroberte Microsoft auf dem Markt für Betriebssysteme eine beherrschende Stellung. Im März 1986 ging das Unternehmen dann an die Börse. Ein Jahr später wurde der damals 31-jährige Gates, der heute einen 15 Prozent-Anteil an Microsoft hält, der jüngste Mensch, der eine 1 Mrd. Dollar verdiente. Mittlerweile wird sein Vermögen auf 80 Mrd. Dollar (77,9 Mrd. Euro/1.071 Mrd. S) geschätzt. Gates ist verheiratet und Vater einer Tochter. In den 90er Jahren entwickelte eine Reihe kleinerer Firmen Internet-Browser - Programme, die PC-Nutzern den Zugang zum Internet ermöglichen. Microsoft kam mit seinem eigenen Browser "Microsoft Explorer" erst später auf den Markt, gewann jedoch bald einen größeren Marktanteil als sein Hauptkonkurrent Netscape. Wettbewerber klagten daraufhin, Microsoft nutze seine Quasi-Monopolstellung bei den Betriebssystemen, um andere Märkte zu erobern. Diese Anklage ist einer der wichtigsten Punkte im gegenwärtigen Kartellverfahren gegen Microsoft. (APA/Reuters)