Wien - Eine "humanitäre Katastrophe" befürchtet die
"asylkoordination Österreich", ein Zusammenschluss von
Flüchtlingshilfsorganisationen, als Folge des geplanten Asylgesetzes
und vor allem der vorgesehenen Bestimmungen zur Bundesbetreuung. "Wir
sind fassungslos", so Vorstands-Mitglied Herbert Langthaler, "es
steht zu befürchten, dass im kommenden Winter die ersten Flüchtlinge
in Österreich erfrieren werden". Wer obdachlose Asylwerber in Zukunft
beherberge und versorge nehme ihnen die Chance auf Bundesbetreuung:
"Das ist der Gipfel des Zynismus."
Für den NGO-Vertreter beißt sich die Katze in den Schwanz: "Zu den
Hilfsorganisationen kommt, wer nicht in die Bundesbetreuung
aufgenommen wird. Gewähren die NGOs diese Hilfe, ist der Flüchtling
nicht mehr hilfsbedürftig. Die NGOs können doch nicht die Flüchtlinge
auf der Straße sitzen lassen, bis sie vor Entkräftung umfallen."
"Augenauswischerei"
Die Änderungen zum ursprünglichen Gesetzesentwurf, die nach
vehementen Protesten von UNHCR und der NGOs vorgenommen wurden,
bezeichnet Langthaler als "reine Augenauswischerei". Er erwarte, dass
das neue Asylgesetz bei der ersten Prüfung durch den
Verfassungsgerichtshof aufgehoben werde. "Auch wenn die Regierung
alle rechtsstaatlichen Prinzipien mit Füßen tritt, müssen sich die
Herrschaften immer noch an die Verfassung halten."
Die Caritas zeigte sich unterdessen verwundert über die Reaktion
des Innenministeriums auf die heutige Errichtung eines Notquartiers
in der Konzilsgedächtniskirche. "Geboten werden unsachliche
Unterstellungen statt Fakten", so Werner Binnenstein-Bachstein, der
zuständige Bereichsleiter bei der Caritas, in einer Aussendung.
Alleine die Feststellung, NGO's hätten "bislang keinen einzigen
Betreuungsplatz zur Verfügung stellen können", sei kaum
nachvollziehbar. "Faktum ist, dass alleine die Caritas der Erzdiözese
Wien Plätze für über 600 Asylwerberinnen zur Verfügung stelle, obwohl
die Versorgung dieser Menschen eine Verpflichtung des Bundes sei." (APA)