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Grafik: Archiv
Natürlich könnte Andreas Traint einfach sagen: "Ich verkaufe." Aber das, betont der 30-Jährige, sei so gar nicht das, was ihn interessiere. "Wir wollen ein neues Medium zur Kommunikation und zur Kulturvermittlung schaffen", erklärt der Kameramann. Statt Produktpräsentationen oder Videokonferenzen zwischen Scheibbs und Nebraska schwebt ihm Völkerverbindendes vor: Bilder von Venedig nach Stockholm zu schicken etwa. Oder von Moskau nach Tulln. Und das "in Echtzeit. Live und so, dass die Leute vom einen mit den Leuten vom anderen Ort reden können."

Nobel

Geldverdienen, räumt Traint ein, sei mit seinen Tholos genannten Kommunikationssäulen keineswegs ausgeschlossen, aber der öffentliche Nutzen der Videosäulen gehe vor der kommerziellen Verwendung.

Das Tholos-Prinzip klingt simpel: Hinter - besser: in - den von dem Niederösterreicher entwickelten zwei Meter hohen Rundumbildschirmen verbergen sich jeweils fünf Videobeamer und Kameras. Die Beamer übertragen Livebilder in sechsfacher TV-Qualität auf eine Projektionsfläche hinter Panzerglas.

Transfer

Doch erst durch eine spezielle Technik (Traint: "Das ist der Trick") im Mechanismus der Kameras filmen die durch dieses Bild hindurch Menschen und Umgebung rund um und vor den Säulen. Und zwar so, "dass die Leute einander in die Augen schauen können". Via Breitbandleitungen sollen die Daten dann von A(then) nach B(ogotá) gelangen.

Arbeitsintensiv

Fünf Jahre heimischer Tüftelarbeit, erklärt der Kameramann stolz, stecken in den 360-Grad-Panoramagroßbildverbindungsstellen zwischen hier und irgendwo. Ab Mitte 2004 will Traints Firma "Tholos Systems" interaktives Videofonieren in Echtzeit und Lebensgröße von und an ausgewählten Plätzen der Welt ermöglichen. Verhandlungen mit zahlreichen Kommunen - auch in Österreich - seien schon weit gediehen, sagt Traint. Und längst hätten auch globale Kommunikations- und IT-Konzerne ihr Interesse an seinem Patent entdeckt. Er könnte also leicht sagen "ich verkaufe" - nur frage er sich, was dann die Menschen sagen würden, die doch irgendwann von Istanbul aus mit ihren Freunden vor der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen panoramavideotelefonieren sollen. (Thomas Rottenberg / DER STANDARD Printausgabe, 14.10.2003)