Ab sofort kann kann die Nato überall auf Welt innerhalb von fünf Tagen militärisch eingreifen - dies war die Botschaft, die US-General James Jones, Oberbefehlshaber des Bündnisses in Europa, am Mittwoch im niederländischen Brunssum aussenden wollte. Bei der Einweihungsfeier für die neue Nato-Eingreiftruppe (Nato Response Force, NRF) bezeichnete er diese als Symbol "für den unzweideutigen Willen der Allianz, im globalen Kontext militärisch von Bedeutung zu bleiben".

Auf dem Nato-Stützpunkt im Dreiländereck zu Deutschland und Belgien standen Jones zwar nur 39 Soldaten und eine Soldatin gegenüber, doch ab sofort stehen dem Bündnis rund 9000 Militärs von Heer, Luftwaffe und Marine zur Verfügung, um auf Abruf in Krisengebiete zu fliegen - auch außerhalb des Nato-Bündnisgebiets. Bis Herbst 2006 sollen 21.000 NRF-Soldaten bereitstehen.

Auch wenn die Allianz militärisch damit nun eine schnelle Truppe bei der Hand hat: Politisch geht alles noch nicht so rasch. Erst beim informellen Treffen der Nato-Verteidigungsminister vergangene Woche in Colorado Springs hatte sich gezeigt, woran es noch mangelt, wenn es darum geht, die NRF loszuschicken. Vor allem für die Niederlande und Deutschland wurde klar, dass dort die Verfassungspflicht, das Parlament vor einer Truppenentsendung um Erlaubnis zu fragen, ein Losschlagen innerhalb von nur fünf Tagen erschwert. General Jones betonte denn auch die Notwendigkeit für "Transformationen", sonst sei "eine Teilnahme infrage gestellt".

Ein Irakeinsatz der neuen Einheit steht nicht bevor: Von der politischen Führung habe es keine Anweisung gegeben, dahin gehend zu planen, so General Jones. Kein Wunder: Die 19 Nato-Staaten beschließen nur einstimmig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 16.10.2003)