Im Linzer Landestheater, dem nun genau 200 Jahre nach seiner Eröffnung im Jahre 1803 mit Mozarts Zauberflöte offiziell zum 200. Geburtstag gratuliert wurde, präsentierte sich dieselbe in erfreulich frischer Form. Regisseur Olivier Tambosi gelang fast so etwas wie die Quadratur des Kreises - nämlich die ungebrochene Hereinnahme der "ernsten Welt" des Sarastro in die opulente Wiener Vorstadtkomödie. Er bürstete allerlei Interpretationsmuster gegen den Strich, aber doch nicht in einem Ausmaß, dass das Premierenpublikum die Haare aufgestellt hätte.
Alles wird hier ein wenig durch den Kakao gezogen, aber die Botschaft bleibt dennoch sehr deutlich präsent. Am Ort der Aufklärung kriegt auch die ihr Fett ab: Die Logenbrüder des Sarastro erscheinen keineswegs als humanistische Boten oder gar als ästhetische Neuerer. Ihre Papierhüte, Plastikeimer und pädagogischen Spiegelfechtereien gehören eher in die Rubrik kindisch.
Die manuelle Opernarbeit
Mit schmerzerfüllten Gesichtern zucken sie bei den scharfen Es-Dur-Akkorden zusammen, mit denen Mozart die Prüfungen ankündigt. Trefflich eingebettet in das Konzept sind Bühnenbild (Friedrich Despalmes) und Kostüme (Andrea Hölzl). In einer fröhlich-ironischen Geburtstagsreminiszenz verschmelzen neue Bühnentechnologie mit sichtbarer manueller Arbeit, verspielte Kostümschinken mit grauen Anzügen, Klamauk mit Sentimentalität. Dirigent Dennis Russel Davis entfacht dramatisches Feuer im Orchestergraben, lässt die Tempi weit auseinander fallen und korrespondiert aufmerksam mit den Leuten auf der Bühne und am 2. Rang (Chor).