Foto: Bisovsky/Gerger
In den Wiener Modesalons der 50er-Jahre zelebrierte man das Vorführen von Kleidungsstücken im kleinen Rahmen vor interessiertem Publikum. Da erläuterte fachkundiges Personal ausführlich jedes Detail des von einem Mannequin (so hießen Models damals) getragenen Entwurfes, nannte die verarbeiteten Materialien bei ihrem Namen, pries deren Qualität und lobte die Schnittführung. So etwas sieht man heute nur mehr in alten Filmen. Für Susanne Bisovsky aber ist diese "intime Besprechung eines Gewandes" das ideale Vorgehen, um Mode in der Öffentlichkeit zu präsentieren - wenngleich heute schwer realisierbar.

Wenn schon Modevorführung, dann Schau und nicht Show, meint die 1968 in Linz geborene Designerin, die neben ihren eigenen Kollektionen für Marken wie Sportalm, Kathleen Madden, Gössl oder Helmut Lang arbeitet bzw. gearbeitet hat. "Bei den Shows tritt ja die Kleidung immer mehr in den Hintergrund, das hat sich sehr stark in Richtung Styling verschoben und wird gerade in Österreich oft zu einer richtiggehenden Fleischbeschau", meint sie. Nicht zuletzt deswegen hat sich Bisovsky in der vergangenen Zeit dem Zurschaustellen ihrer Entwürfe doch eher verweigert. Nun aber sei, so findet sie, der Moment gekommen, um ihre Mode wieder einmal einem Reality-Check zu unterziehen und sie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Und dafür hat sie - gemeinsam mit ihrem Partner Joseph Gerger - das Projekt einer "fashion procession" erdacht.

Am 25. 10. werden sich zehn "Wiener Mädchen", gekleidet in Bisovsky-Entwürfe, auf einen längeren Spaziergang durch die Stadt machen. Gestartet wird um 16.30 Uhr am Ring beim Hotel Imperial, Fixpunkte der etwa zweistündigen Runde sind Besuche in einigen Modegeschäften und Lokalitäten, eine Danksagung an Fred Adlmüller am entsprechenden Ort und diverse andere Aktionen.

Freiraum für Unvorhergesehenes ist auf jeden Fall da, die Prozession werde auch für sie, so die beiden Organisatoren, so manche Überraschung bringen. Zum Abschluss geht es mit der Bim in den Alsergrund, zum ehemaligen Café City Ecke Porzellangasse / Berggasse. Dort logiert heute das Geschäft V.T.D. von Galina Smolenski, wo um 20 Uhr eine Modeschau stattfindet.

Vor allem Teile ihrer "Wiener Chic"-Kollektion, für die Joseph Gerger die Schuhe entworfen hat, werden bei der Mode-Prozession zu sehen sein. Die Entwürfe variieren Motive, die die Designerin in Petit-Point-Taschen und Vorhangstoffen von Backhausen sowie auf Augarten-Geschirr gefunden hat. So druckte sie z.B. Rosenmotive der Wiener Porzellanmanufaktur auf T-Shirts und zerlegte Taschen mit altmodischem Blumenmuster, um sie in Kleider zu integrieren. Indem die Designerin tradierte Muster auf neue Materialien transferiert, stellt sie sie in einen neuen Kontext. Grundlage all der Entwürfe ist Bisovskys Faible für Tracht, die sie als "angenehme Konstante in der hysterischen Modewelt" sieht. (Der Standard/rondo/Margit Wiener/17/10/2003)