Wien - Im Zuge der Diskussion um die in Begutachtung befindlichen ÖBB-Reform wird immer wieder das positive Beispiel der Schweizer Bahn genannt. Das Ziel, das Niveau der Eidgenossen zu erreichen, sei jedoch mit der derzeit geplanten Reform nicht machbar, so der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in einer Pressemitteilung von heute, Mittwoch. "Die Änderung der Bahnstruktur führt nicht zu mehr Bahnverkehr in Österreich", so Wolfgang Rauh vom VCÖ-Forschungsinstitut.

Demnach sei die Spitzenposition der Schweiz, wo pro Jahr und Person doppelt so viel Bahn gefahren werde wie in Österreich, vor allem auf drei Punkte zurückzuführen: Ausreichende Investitionen in den Ausbau der Bahn, häufige und gut abgestimmte Zugverbindungen sowie ein dichtes Schienennetz.

Dichteres Schienennetz schaffen

Für Österreich hieße das laut VCÖ: Den Ausbau der Schiene forcieren, um ein dichteres Schienennetz zu schaffen. Eine Qualitätsoffensive, damit vor allem auf den Regionalstrecken häufigere Zugverbindungen angeboten werden. Und mehr Kostenwahrheit im Straßenverkehr. Der Straßenverkehr verursacht der Allgemeinheit derzeit jährlich Kosten in der Höhe von 10 Mrd. Euro, das ist das Fünffache des Schienenverkehrs, rechnet Rauh vor und bringt ein Praxisbeispiel: 6 Tonnen, die von Wien nach Linz auf der Straße transportiert werden, verursachen der Allgemeinheit Kosten in der Höhe von 193 Euro. Auf der Schiene transportiert entstehen der Allgemeinheit Kosten von 56 Euro.

Ohne Qualitätsoffensive bei der Bahn werde laut VCÖ in Österreich im Jahr 2010 um 7,3 Milliarden Tonnenkilometer mehr mit dem Lkw transportiert als im Jahr 2000 und um 14,8 Milliarden Personenkilometer mehr im Auto gefahren. Die Schweiz hat seit zweieinhalb Jahren eine Lkw-Maut am gesamten Straßennetz, zwei Drittel der Einnahmen kommen dem Ausbau der Bahn zu Gute, betont der Verkehrsclub.(APA)