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Tausende Helfer versuchten über Monate hinweg die Strände von Öl zu säubern

Foto: APA/ X.rey
Madrid - Zehn Monate nach dem schweren Tankerunglück, das weite Teile der spanischen Küste mit einer Ölpest überzogen hatte, dürfen Fischer wieder die Früchte des Meers ernten. Ihre Hoffnung, das im Wrack gebliebene Öl würde noch in diesem Jahr geborgen, ist aber zerstört.

Das musste der Sonderbeauftragte der spanischen Regierung, Rodolfo Martín Villa jetzt eingestehen. Zwar funktioniere - nach monatelangem Herumexperimentieren - die vom spanischen Erdölkonzern Respol erfundene Methode zum Abpumpen "perfekt", doch das Wetter werde zusehends schlechter und die Wellen höher. Deshalb muss das Wrack auf mildere See im nächsten Frühjahr warten.

Schlammige "Kekse" Noch immer sind in den beiden Wrackteilen mehr als 35.000 der einst 77.000 Tonnen Schweröl. Obwohl die Lecks bereits vor Monaten mithilfe eines Mini-U-Boots abgedichtet wurden, fließt täglich eine Tonne Öl ins Meer. Immer wieder werden so genannte Kekse - kleinere und größere Ölklumpen - an der Küste Galiciens und im Golf von Biskaya angeschwemmt.

Martín Villa gab auch erstmals bekannt, wie teuer das Tankerunglück die spanischen Steuerzahler kommt. Für das Abschleppen des leckgeschlagenen Tankers auf hohe See und die Reinigung der Küstenteile wurden insgesamt 650 Millionen Euro ausgegeben. Weitere 50 Millionen wird die Bergung des Öls kosten. Knapp neuen Millionen Euro schoss die EU zu.

Der Streit darum, ob es nicht besser gewesen wäre, den havarierten Tanker in einen Hafen zu schleppen, um die gefährliche Fracht dort zu löschen, ist für Spaniens Regierung noch immer nicht ausgestanden.

Druck auf Politiker Jetzt wird das Europaparlament den Fall "Prestige" untersuchen. Das beschlossen die Parlamentarier Ende September gegen die Stimmen der Europäischen Volkspartei (EVP), der auch die in Spanien regierenden Konservativen angehören. Ministerpräsident José María Aznar will diese Untersuchung nicht. Deshalb schickte er seine Außenministerin Ana Palacio nach Brüssel, um Druck auf die Liberalen auszuüben.

Diese sollen, zusammen mit der EVP, im Parlamentsausschuss das Arbeitsgebiet auf die künftige Verhinderung von Tankerunglücken einschränken, anstatt nach der Verantwortung im Fall "Prestige" zu suchen.

Prominente malen mit Öl aus dem Wrack

Madrid - Ein echter Felipe González oder einen Alejandro Sanz fürs Wohnzimmer gefällig? Kein Problem, der ehemalige spanische Ministerpräsident und der bekannte Latinosänger sind unter die Maler gegangen.

Bilder in Schweröl

Wie auch andere Prominente (zum Beispiel "Simply Red"-Sänger Mick Hucknall) haben sie Bilder in Schweröl gemalt, das von der gesunkenen "Prestige" stammt. Der Erlös geht an Geschädigte des Unglücks. Die erste Serie ist schon versteigert, die zweite wird in den nächsten Tagen unter es.ebay.com angeboten. Einfach das Suchwort chapapote (umgangssprachlich für Ölschlamm) eingeben und mitsteigern. (Reiner Wandler aus Madrid, DER STANDARD Printausgabe 18/19.10.2003)